Manche Fundbüros arbeiten diebisch gut

Die Stiftung Warentest hat Fundbüros auf ihre Zuverlässigkeit geprüft. Das Ergebnis: Am Flughafen Tegel kam öfter mal was weg. Die anderen Berliner Sammelstellen dagegen arbeiten laut dem Test größtenteils zuverlässig und ehrlich

„Alles nur geklaut“, trällerte einst die Popgruppe „Die Prinzen“. Die Mitarbeiter des Fundbüros im Flughafen Tegel können jetzt auch ein Lied davon singen. In ihrer Einrichtung sollen ab und zu Wertgegenstände verschwinden – nachdem sie ein ehrlicher Finder dort abgegeben hat. Das ergab eine Untersuchung der Stiftung Warentest, die Fundbüros in ganz Deutschland auf ihre Zuverlässigkeit geprüft hat.

Vorweg: Es gibt auch Lichtblicke in Berlin. Das Büro des Flughafens Berlin-Tegel schnitt aber miserabel ab und gehört laut Stiftung zu den schlampigsten Fundbüros im ganzen Land. „Wir haben in allen getesteten Einrichtungen drei Gegenstände als gefunden abgegeben“, erklärt Jürgen Armbrecht, der verantwortlich für den Test war. Meist waren das Geldbörsen, die immer die Kontaktdaten des Eigentümers enthielten. „Ein Portmonee mit mehr als 30 Euro, das wir in Tegel abgegeben hatten, war gar nicht mehr auffindbar.“

Armbrecht gibt das zu denken. Er ist unzufrieden mit dem Ergebnis. „Man sollte als Finder immer einen Beleg fordern“, rät er. Eine so genannte Fundanzeige zwinge die Büros zum sorgsamen Umgang – der Finder kann das Büro damit kontrollieren. „Außerdem gibt ihm das die Möglichkeit, die Fundsache selbst abzuholen, wenn sich nach sechs Monaten kein Eigentümer gemeldet hat.“

Das Fundbüro im Tegeler Flughafen hat solche Fundanzeigen im Test selten ausgestellt – obwohl es laut Dienstanweisung vorgeschrieben ist, sagte Uwe Jörß, Betriebsleiter der zuständigen Firma Advanced Services. „Ich gestehe, dass bei uns die interne Kommunikation nicht geklappt hat“, erklärte er vieldeutig. „Das Testergebnis ist natürlich ein herber Schlag für uns.“

Richtig weggekommen sei aber nichts. „Jenes Portmonee, das die Tester gar nicht zurückbekommen haben, wurde von uns ans zentrale Fundbüro in Tempelhof weitergeleitet.“ Der Mitarbeiter habe nur versäumt, das den Testern auch zu sagen. Die behaupten nämlich, die Mitarbeiter hätten nur die Auskunft „nicht auffindbar“ erteilt. „In der Kommunikation haben wir damit versagt. Aber nicht bei Aufbewahrung oder Ehrlichkeit.“

Warum in einem anderen Portmonee nach der Rückgabe 3,80 Euro fehlten, kann Jörß nicht sagen. „Das müssen wir intern klären.“ Arbeitsrechtliche Konsequenzen für den Angestellten, der mindestens geschlampt haben muss, seien zu erwarten. Für den Betriebsleiter sind das aber alles Abspracheprobleme, die sich beheben lassen. Für die Zukunft plant Jörß interne Qualitätskontrollen.

Auch die Stiftung Warentest will weiter Fundbüros überprüfen. „Die Ergebnisse spornen schon an, den Test zu wiederholen“, sagte Projektleiter Jürgen Armbrecht. Schließlich will er wissen, ob sich jetzt etwas ändert: Es müsse klare Organisationsstrukturen geben und verbindliche Anweisungen für die Mitarbeiter. „Alles muss in Zukunft schriftlich festgehalten und dokumentiert werden.“ Außerdem sollten sich Mitarbeiter gegenseitig kontrollieren. Immerhin gibt es in Berlin auch positive Beispiele. Das zentrale Fundbüro in Tempelhof schnitt beim Test gut ab: Alle Geldbörsen kamen korrekt befüllt zurück zum Besitzer. Büroleiter Manfred Schneider achtet darauf, dass alles reibungslos abläuft: „Jeder Finder bekommt bei uns einen Beleg“, sagte er. Und zwar ohne Nachfrage – denn die ehrlichen Sammler wissen oft nicht, dass es solche Schreiben überhaupt gibt. Jederzeit sei alles schriftlich nachvollziehbar. „Deshalb kommt bei uns auch nichts weg.“ 30.000 Fundsachen kommen jährlich in Schneiders Einrichtung an. 20 Prozent davon könne er zurückgeben. „Wertlose Dinge will ja meistens keiner wiederhaben.“

Gut oder befriedigend wurden auch die Fundbüros der Deutschen Bahn und der BVG bewertet. Wenn sich jetzt noch der Flughafen Tegel verbessert, können Berliner ruhig mal ihr Portmonee verlieren.

MARTIN MACHOWECZ