Frauen am Schläger: Queen Marys königliches Spiel

Eine leibhaftige Königin hat für den ersten Skandal im Golfsport gesorgt. Auch sonst war das Leben der Maria Stuart nicht ganz ohne.

Sportliche Regentin: Szene aus dem Film „Maria Stuart – Konigin von Schottland“ Foto: prod.DP/imago

Es ist selten, dass der erste Schlagzeilen machende Skandal in einer Sportart von einer Frau verursacht wurde, und noch seltener war die Verursacherin eine leibhaftige Königin.

Das spätere Golfspiel war 1421 durch Angehörige eines schottischen Regiments, das die Franzosen während der Belagerung der Stadt Baugé gegen die Engländer unterstützt hatte, nach Schottland gebracht worden. Sie hatten es als Choule, bei dem zwei mit Stöcken ausgerüstete Mannschaften um einen Ball aus Schweinsblase kämpfen, kennengelernt.

36 Jahre später verbot das Parlament des Königs James II. sowohl das nunmehr Golf heißende Spiel als auch Fußball, die als Konkurrenz zum militärisch wichtigen Bogenschießen galten. Historiker gehen allerdings davon aus, dass sich die Schotten nicht unbedingt an die Verfügung hielten, denn sowohl 1470 unter König James III. als auch 1491 unter dessen Nachfolger James IV. wurde Golf erneut verboten.

James IV. scheint gleichwohl ein Golf-Fan gewesen zu sein, denn der erste dokumentierte Kauf einer Ausrüstung handelt davon, dass der König einige Schläger von einem Bogenmacher in Perth kaufte. 1502 wurde das Verbot schließlich aufgehoben.

Die junge Königin

40 Jahre später wird das erste Kind des schottischen Königs James V. und seiner französischen Frau Mary de Guise geboren. Sechs Tage nach ihrer Geburt ist Mary bereits Königin, da ihr Vater plötzlich verstarb. Kurz darauf wurde vertraglich geregelt, dass sie im Alter von zehn Jahren Edward, den Sohn des englischen König Heinrich VIII., heiraten und zu ihm nach England ziehen soll.

Dazu kam es aufgrund diverser politischer Unstimmigkeiten nicht, stattdessen wurde die fünfjährige Mary 1548 mit Francis, dem dreijährigen Sohn des französischen Königs Henry II., verlobt. Das Kind wurde umgehend an den Hof nach Frankreich geschickt. Im April 1558 fand die Hochzeit statt. Rund ein Jahr später starb der alte König, Francis nahm seinen Platz ein, allerdings nicht lange, denn am 5. Dezember 1560 starb er im Alter von 16 Jahren an einer Mittelohrentzündung. Mary kehrte nach Schottland zurück, wo ihre kurz zuvor verstorbene Mutter sechs Jahre an ihrer Statt Königin gewesen war.

Aber wir waren ja beim Golf: Mary hatte das Spiel in Frankreich schätzen gelernt. Überhaupt war die junge Königin eine für die damalige Zeit ungewöhnlich sportliche Frau. Sie ritt laut Zeitzeugen besser als mancher Mann, wenn auch im Damensitz, jagte, war eine gute Bogenschützin und spielte Bowling und Tennis. Golf spielte sie oft mit ihren Höflingen, den Four Marys, vier adligen Damen gleichen Vornamens, die mit ihr nach Frankreich übergesiedelt waren – gerüchteweise trug sie dabei manchmal Männerkleidung.

Spendable Verliererin

Als sie einmal gegen Mary Seton verlor, schenkte sie ihr eine goldene Halskette mit Perlen, Rubinen und Smaragden als Belohnung, was Miss Seton streng genommen zum ersten weiblichen Golfprofi der Welt machte. 1894 wurde der Schmuck von Setons Nachfahren bei Christie’s versteigert und 1935 König Georges Ehefrau Mary zum silbernen Thronjubiläum geschenkt. Mary Stewart machte sich jedoch auch im Wortsinn um den Golfsport verdient, sie prägte den Ausdruck Caddy, eine Abkürzung für die sie beim Golf begleitenden Kadetten.

Die Verhältnisse in Schottland waren vor allem aufgrund der Rivalitäten zwischen Katholiken und Protestanten hochkompliziert. Mary hatte 1565 Lord Denley geheiratet, der sich als machtgierig und ungehobelt entpuppte, was 1567 zu seiner Ermordung führte, in die Mary mutmaßlich involviert war. Dass sie nur wenige Tage nach seinem Tod beim Golfspielen gesehen wurde, empörte die Öffentlichkeit. Der schottische Historiker George Buchanan (1506–1582) schrieb überdies über die Königin, sie „betreibt Sport, der eindeutig unschicklich für Frauen“ sei.

Vielleicht stimmen die Geschichten über die Golf spielende Mary Stewart allerdings auch nicht oder nur teilweise – ihr schauriges Ende war allerdings sicher sehr gut dazu geeignet, Frauen davon abzuhalten, Spaß am Sporttreiben zu entwickeln.

Erst 1811 fand in Schottland ein offizielles Turnier für Golferinnen statt, die Gewinnerin erhielt einen Schal und die Zweitplatzierte zwei spanische Taschentücher.

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Schreibt nicht nur über Sport, sondern auch über Verschwörungsideologien, skandinavische Politik und Königshäuser. *** Die ersten Artikel für den taz-Sport gestalteten sich allerdings etwas schwierig: Mit den Worten "Wie, die schicken uns heute eine Frau?" wurde ich beispielsweise vor Jahren von einem völlig entsetzten Vorsitzenden eines Westberliner Fünftligavereins begrüßt. Da war er also, der große Tag, an dem über seinen Club in der taz berichtet werden würde, und dann das: Eine Frau! Ich antwortete ja, ich sei die Strafe und sofort war die Stimmung super. *** Und eines Tages werde ich über diesen Tag und andere, sagen wir: interessante Begegnungen mal ein Buch schreiben.

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