Planbare Operationen in Hamburg: Pflicht zur Verschiebung

Nicht alle Kliniken sollen auf Operationen verzichtet haben, um sich auf Corona-Patient*innen vorzubereiten. Jetzt greift die Gesundheitsbehörde ein.

Zwei leere Betten stehen in einem Zimmer in einem Krankenhaus

Davon soll es erstmal möglichst viele geben: Leere Betten in einer Hamburger Klinik Foto: Christian Charisius/dpa

HAMBURG taz | Um sich bestmöglich auf die steigende Zahl von Covid-19-Patient*innen vorzubereiten, sind alle Krankenhäuser aufgerufen, ihre planbaren Operationen zu verschieben. Die Hamburger Gesundheitsbehörde hat die Krankenhäuser der Stadt nun dazu verpflichtet. Das gab Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) auf der Landespressekonferenz am Dienstag bekannt.

Die Versorgungsaufträge der Kliniken seien entsprechend ergänzt worden, sagte sie. Am selben Tag seien die Krankenhäuser davon in Kenntnis gesetzt worden, seitdem gelte die Verpflichtung, heißt es aus der Behörde. Ausgenommen seien Kliniken oder Abteilungen, die ausschließlich psychiatrische Versorgung leisten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Kliniken mit einem Schreiben schon am 13. März gebeten, sogenannte elektive Operationen auszusetzen. Hintergrund war der Wunsch, Zeit zu gewinnen, um in den Krankenhäusern zusätzliche Betten für Covid-19-Patient*innen zu schaffen und frei werdendes Personal für deren Behandlung schulen zu können. In Hamburg mehrten sich jedoch Berichte von Klinikpersonal, dass dies nicht konsequent umgesetzt wird (taz berichtete).

Die Auslastung der Kliniken sei in Hamburg schon auf bis zu 65 Prozent heruntergefahren, sagte Prüfer-Storcks am Dienstag. Die Zahl sei zum Teil unterschiedlich, weil in einigen Krankenhäusern mehr Akut- und Notfallpatient*innen behandelt würden, als in anderen.

Stefan Kluge, Leiter der Intensivmedizin am UKE

„Aber trotzdem kommt eine riesige Welle auf uns zu, die uns wahrscheinlich erst im April voll treffen wird“

Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD) fügte hinzu, eine wichtige medizinische Frage bei der Verschiebung von Eingriffen sei, dass diese Patient*innen in den kommenden zwei Monaten nicht zu Notfallpatient*innen und damit ein zusätzliches Problem in der anstrengenden Phase der Versorgung von Covid-19-Patient*innen würden.

Die Kliniken müssen diese Einzelfallentscheidungen nun „zwingend dokumentieren“, sagt die Sprecherin der Gesundheitsbehörde. Mindestens zweimal wöchentlich will die Behörde außerdem bei den Krankenhäusern die aktuelle Belegung auf den Normalstationen, im Intensivbereich und die Beatmungskapazitäten abfragen. Hinzu kommen die Zahlen für die in den kommenden vier Wochen vorgesehenen planbaren Aufnahmen. Bei Verstößen gegen die Regelungen könnte der Versorgungsauftrag der Kliniken verändert oder entzogen werden, sagt die Sprecherin.

Am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) wurden alle nicht lebenswichtigen Operationen verschoben, wie der Leiter der Intensivmedizin, Stefan Kluge, am Mittwoch sagte. Man brauche das Personal, es sei das Nadelöhr bei der Bekämpfung der Pandemie. Das Personal am UKE würde bereits geschult, um Corona-Patient*innen versorgen zu können.

In dem Zusammenhang wies Kluge darauf hin, dass schon vor der Pandemie bundesweit etwa 20 Prozent der Intensivbetten gesperrt waren, weil das Personal fehlte. Das UKE sieht sich dennoch gut aufgestellt. „Aber trotzdem kommt eine riesige Welle auf uns zu, die uns wahrscheinlich erst im April voll treffen wird“, sagte Kluge.

Hamburger Kliniken haben laut Gesundheitsbehörde außerdem 100 zusätzliche Beatmungsgeräte bestellt. Wann sie eintreffen, ist noch unklar. Die Kosten übernimmt die Behörde. Weitere Geräte hat die Bundesregierung bereits bestellt.

Die Gesundheitssenatorin spreche außerdem mit Klinikträgern darüber, inwiefern etwa in Reha-Einrichtungen Kapazitäten geschaffen werden könnten, um Covid-19-Patient*innen zu behandeln oder Krankenhäuser zu entlasten, sagt die Behördensprecherin.

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