Marthe Ruddat über Profitstreben im Gesundheitssystem
: Fehler im System

Dass sich manche Krankenhäuser trotz der Corona-Pandemie schwer tun, auf nicht zwingende Operationen zu verzichten und Patient*innenbetten leer stehen zu lassen, offenbart einmal mehr die fatalen Folgen der Privatisierung und Kommerzialisierung des deutschen Gesundheitswesens.

Die privaten Konzerne können gar nicht anders, als auch während der Corona-Pandemie zu versuchen, weiterhin den größtmöglichen Gewinn einzufahren. Die Anteilseigner wollen weiter Geld sehen. Und das kommt eben nicht rein, wenn Betten leer stehen und Operationen abgesagt werden.

Dass es Patient*innen und Mitarbeiter*innen sind, die unter dem Profitstreben leiden, ist nichts Neues. Abteilungen, die wenig Gewinn bringen, werden geschlossen. Der Druck auf Ärzt*innen und Pflegekräfte ist enorm.

„Die Führung eines Krankenhauses gehört in die Hände von Menschen, die das Patientenwohl als wichtigstes Ziel betrachten. Deshalb dürfen Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften keine Entscheidungsträger vorgesetzt sein, die vor allem die Erlöse, nicht aber die Patientinnen und Patienten im Blick haben.“ Das schrieben Mediziner*innen und Organisationen in einem öffentlichen Appell im Stern. Dieser Appell gilt weiter und muss insbesondere in der aktuellen Krise gelten. Das Gesundheitssystem muss solidarisch organisiert sein und die bestmögliche Versorgung aller Menschen sicherstellen.

Hamburg hat vor Jahren seine Krankenhäuser mehrheitlich verkauft, obwohl sich in einem Volksentscheid eine große Mehrheit dagegen ausgesprochen hatte. Dass das ein Fehler war, bestreitet heute kaum jemand. Umso wichtiger ist es, dass die Stadt sich jetzt nicht deshalb aus der Verantwortung zieht.

Die Gesundheitsbehörde muss die Krankenhäuser verpflichten, sich bestmöglich auf die steigende Zahl der Covid-19-Patient*innen vorzubereiten. Dass das rechtlich möglich ist, hat Schleswig-Holstein vorgemacht. Da hilft keine Empfehlung, nur konkrete Vorgaben. Gleichzeitig darf kein Krankenhaus mit den finanziellen Folgen der Corona-Pandemie allein gelassen werden.