5 dinge, die wir diese woche gelernt haben
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1 Zuhausebleiben ist schön

Nach dem Aufwachen ein paar Minuten regungslos im Bett liegen bleiben und sich den Schlaf aus den Augen reiben. Kurz warten, bis man sich erinnert, was gerade alles ist. Daran denken, dass man sich nicht ins Gesicht fassen soll, aber gnädig mit sich sein, weil der Tag jung und man mit gewaschenen Händen ins Bett gegangen ist, und weil das Seifenstück aus Marseille nur acht Schritte entfernt im Badezimmer liegt. An guten Tagen liegt auch ein Sonnenfleck auf der Bettdecke, und die Ranunkeln sind schon wach. Schön.

2 Zuhausebleiben ist langweilig

Darüber nachdenken, wie viel Struktur ein Alltag braucht. Bemerken, dass die Zeit irgendwie anders geht und tickt und da ist und erst mal bleibt. Zusehen, wie sie sich aufs Sofa setzt und sich dem vernachlässigten Bücherstapel annimmt. Tun, was zu tun ist und was einfach nur Zeit vertreibt. Lernen, gar nichts zu tun und Zeit zu vergessen. Aus dem Fenster gucken. Ins Internet gucken. In die Luft gucken. Langweilig.

3 Zuhausebleiben ist einsam

Im gegenüberliegenden Hof malen Kinder mit Kreide Vierecke auf den Boden. Eine Frau sitzt auf einem Stuhl daneben. Ein Mann kommt hinzu und reicht ihr eine Tasse. Vielleicht zur Versöhnung, vielleicht aus Gewohnheit, vielleicht einfach so. Menschen, die sich streiten, darum beneiden, dass sie jemanden zum Streiten haben. Sich erinnern, dass nicht alle sich danach wieder vertragen. Sich erinnern, dass Streit auch gewalttätig sein kann. Sich selbst einen Tee machen. Zur Versöhnung, aus Gewohnheit, einfach so. Einsam.

4 Zuhausebleiben ist Luxus

Ein Dach haben. Fenster haben. Wände haben. Eine Heizung haben. Einen Herd, ein Klo und eine Dusche haben. Ein Bett haben, eine Waschmaschine haben und einen Kühlschrank. 28 Quadratmeter haben. Dinge haben, weil sie gefallen, nicht weil sie nützlich sind. Freunde in der Telefonliste haben, die man anrufen kann. Briefe in einem Schuhkarton haben, die man lesen kann. Wohnraum ist Menschenrecht, Zuhause nicht. Ein Zuhause ist noch mehr. Luxus.

5 Zuhausebleiben ist wichtig

Auf der Welt gibt es 7,75 Milliarden Menschen. Es gibt 194 Staaten und über 50.000 börsennotierte Unternehmen. Es gibt Leute, die sich wichtig nehmen, und es gibt Leute, die denken, ihr Leben sei klein und ihr Handeln irrelevant. Und dann gibt es Zeiten, die daran erinnern, dass es nicht egal ist, was wir alle tun oder lassen. Sondern wichtig. Lin Hierse