Ausbreitung von Corona: Virusopfer Tourismusmesse

Keine ITB in Berlin, kein Asean-Gipfel in Las Vegas: Weltweit werden Großereignisse abgesagt. Der Krisenstab der Bundesregierung ergreift schärfere Maßnahmen.

Männer in weißen Schutzanzügen, die Desinfektionsmittel in die Luft versprühen

Südkoreanische Soldaten versprühen Desinfektionsmittel an einem Bahnhof in Seoul Foto: dpa/Kim Hyun-Tai

BERLIN/SEOUL afp | Angesichts der stetigen Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verschärfen die Behörden weltweit ihre Maßnahmen. In Berlin wurde die Internationale Tourismusmesse ITB abgesagt, die Bundesregierung weitete die Vorschriften für den Flug, Schiffs- und Bahnverkehr aus. Die USA sagten ihrerseits den Asean-Gipfel in Las Vegas ab und raten ihren Bürgern nunmehr von Italien-Reisen ab. Südkorea meldete am Samstag die höchste Zahl an Neuinfektionen innerhalb eines Tages.

Die weltweite Bedrohung durch das neuartige Virus ist nach Angaben des Chefs der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, nun „sehr hoch“. Sie sei damit auf die höchste Stufe angehoben worden, sagte er in Genf. „Der anhaltende Anstieg der Fälle und der Zahl der betroffenen Länder in den vergangenen Tagen sind eindeutig besorgniserregend.“

Laut WHO sind mittlerweile rund 50 Länder betroffen, darunter Deutschland. Am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag wurden unter anderem aus Hessen und aus Baden-Württemberg neue Infektionsfälle gemeldet. Im besonders betroffenen Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen erhöhte sich die Zahl der Infizierten nach Behördenangaben um zwei weitere Fälle auf 37. In dem Landkreis befinden sich rund tausend Menschen unter Quarantäne.

Laut Beschluss des neu eingesetzten Krisenstabes der Bundesregierung muss ab sofort auch bei allen Flug- und Schiffspassagieren aus Südkorea, Japan, Italien und dem Iran vor der Einreise der Gesundheitsstatus gemeldet werden. Diese Regel galt bisher nur für China.

In allen Zügen im Regional- und Grenzverkehr in Deutschland müssen Passagiere zudem künftig Aussteigekarten ausfüllen, wenn Coronavirus-Verdachtsfälle festgestellt wurden. Die Bahnunternehmen sind zudem verpflichtet, Passagiere mit Symptomen einer Coronavirus-Infektion zu melden. Zudem wird die Bundespolizei ihre Kontrollen im 30-Kilometer-Grenzraum verstärken.

US-Behörden raten von Italien-Reisen ab

Zur ITB teilte der Veranstalter Messe Berlin mit, das zuständige Gesundheitsamt habe die Auflagen verschärft, diese könnten aber nicht umgesetzt werden. Unter anderem hätte jeder Messeteilnehmer belegen müssen, dass er nicht aus einem Risikogebiet stammt oder Kontakte zu Menschen von dort hatte. Die diesjährige ITB sollte vom 4. bis 8. März stattfinden. Sie hätte nach Messeangaben mehr als 10.000 Aussteller aus über 180 Ländern vereint.

Auch die USA griffen zu drastischen Maßnahmen: So verschob das Weiße Haus nach Angaben eines Regierungsvertreters den Asean-Gipfel auf unbestimmte Zeit. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs des Verbandes Südostasiatischer Nationen (Asean) mit Präsident Donald Trump als Gastgeber hätte am 14. März in Las Vegas stattfinden sollen.

Zudem raten die USA nun ihren Staatsbürgern von allen nicht dringend notwendigen Reisen nach Italien ab. Die US-Gesundheitsbehörde CDC begründete dies damit, dass es in den vom Virus betroffenen Gebieten Italiens „nur eingeschränkten Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung“ gebe.

Zahl der Neuinfektionen in China gesunken

Für besondere Beunruhigung sorgte in den USA, dass am Freitag bereits der dritte Infektionsfall gemeldet wurde, bei dem die Infektionskette rätselhaft ist. Die Gesundheitsbehörden in Oregon teilten mit, dass es sich um einen Erwachsenen handele, der nicht gereist sei und offenbar nicht mit anderen Infizierten in Kontakt war. Zwei ähnliche Fälle waren zuvor schon aus Kalifornien gemeldet worden. Insgesamt sind in den USA mehr als 60 Menschen infiziert.

Einen besorgniserregenden Sprung machte die Infizierten-Zahl in Südkorea. Die Gesundheitsbehörden registrierten innerhalb eines Tages 594 neue Fälle. Dies ist der höchste Anstieg seit Beginn der Krise. Insgesamt sind in Südkorea damit fast 3000 Infektionsfälle bestätigt. Die Zahl der Todesopfer stieg um drei auf 16.

In China starben weitere 47 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit, damit gibt es in der Volksrepublik nun schon 2835 Todesfälle. Allerdings ist die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Tagen relativ gering, sie liegt deutlich unter den Tausender-Zahlen der vergangenen Wochen.

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