berliner szenen Einbruch

am Arkonaplatz

Die junge Frau ist verzweifelt: „Der Laptop, und da war meine Examensarbeit drauf.“ Der schwarzhaarige Mann fügt mit englischem Akzent hinzu: „Während wir hier saßen, hinten im Hof!“ Der dicke Mitbewohner erinnert sich an einen Fahrraddiebstahl, auch hier, er hatte es im Hof angeschlossen und saß auf Toilette, war grade so richtig dabei, da hört er was, aber als er rauskam, war es zu spät. Nein, nicht mit der Flex, sondern mit ’nem Bolzenschneider.

„Wir saßen hinten im Hof, wir hätten ihn sehen können, man kann hier bis vorne durchkucken. Der muss durchs obere Fenster eingestiegen sein, dann hat er den Schreibtisch zur Seite geräumt, sonst hätte er das untere Fenster nicht geöffnet bekommen.“ Die Nachbarin gesellt sich dazu, sie kann die Verzweiflung über die mit dem Laptop verschwundene Examensarbeit gut verstehen: Grade hat sie ihre Diplomarbeit abgegeben, der Professor habe gleich gesagt: „Laptop abgestürzt oder geklaut gilt nicht als Ausrede, sorgen Sie dafür, dass er nicht abstürzt oder geklaut wird!“ „Auch noch die Schrauben vom Stecker hat er rausgedreht!“ Der mit dem englischen Akzent macht die Handbewegung nach, dazu gehörten „big balls“, wenn er mal was Englisches sagen dürfe. „Scheiße!“, sagt er dann, und dass es sei „like somebody peed on your carpet“.

Die Kriminaltechnikerin, der Handschellen hinten aus der Hose hängen, hat ihr silbernes Köfferchen geöffnet und arbeitet mit feinem schwarzen Pulver und durchsichtigen Klebefolien am Fensterrahmen, ein großer schwarzer Fingerabdruck ist auf dem Deckel eines Blocks zu erkennen. Der Kollege misst die Fensterhöhe aus. Der Dicke kommt heraus: „Eine Kamera ist noch weg, aber die Handys sind da.“ FALKO HENNIG