Mindestlohn und Gender-Pay-Gap: Doppelte Wirkung

Frauen profitieren doppelt vom Mindestlohn. Einmal über den Lohn selbst – und aus ihm resultierend auch über die bessere Qualität in der Carearbeit.

Als Putzfrau verkleidetete Frauen lassen sich mit einem Radtaxi chauffieren

Was ist denn hier los: Gut gelaunt und als Putzfrau verkleidet durch Berlin Foto: Paul Langrock

Die schlechte Nachricht: Der Stundenlohn von Frauen in Deutschland liegt im Schnitt immer noch deutlich unter dem von Männern – laut einer neuen Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung um 20,9 Prozent. Die kleine gute Nachricht: In den letzten Jahren ist die Lohnlücke zumindest ein bisschen kleiner geworden. Als einen der Hauptgründe dafür sehen die Autor*innen der DGB-eigenen Stiftung den Mindestlohn: Da Frauen häufiger als Männer im Niedriglohnsektor beschäftigt seien, hätten sie vom Mindestlohn auch stärker profitiert.

Die Begründung klingt schlüssig, schließlich sind Berufsgruppen mit hohem Frauenanteil tatsächlich oft schlecht bezahlt – seien es Pflegekräfte, Reinigungskräfte oder Erzieher*innen. Allgemeine Maßnahmen wie der Mindestlohn oder spezifische wie das 2019 verabschiedete neue Pflegegesetz, das die Löhne heben soll, weisen da zumindest grundsätzlich in die richtige Richtung.

Nicht nur, weil sie den betroffenen Berufsgruppen direkt mehr Geld bringen – sondern auch, weil sie indirekt die Erwerbsmöglichkeiten von Frauen verbessern: Die Auswertung der Böckler-Stiftung zeigt auch, dass Frauen weiterhin den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen. Sie schmeißen den Haushalt, erziehen die Kinder oder pflegen die (Schwieger-)Eltern.

Bessere Löhne und somit bessere Qualität in der Pflege könnte dazu führen, dass mehr Frauen ihre Angehörigen mit gutem Gewissen in professionelle Einrichtungen geben. Mehr Geld für Erzieher*innen könnte dazu führen, dass Familien für ihre Kinder leichter Kitaplätze finden. Mehr Geld für Reinigungskräfte könnte auch diesen Job aufwerten und entstigmatisieren, sodass sich mehr Menschen trauen, Teile ihrer Hausarbeit in bezahlte Hände zu geben – zumindest, wenn sie es sich leisten können.

Vor allem Frauen könnten sich so zunehmend unbezahlter Arbeit entledigen und damit zwei Möglichkeiten gewinnen: die zu mehr Erholung durch mehr Freizeit. Oder die zu höherem Einkommen durch Wechsel von Teilzeit in Vollzeit.

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Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.

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