Empörung über Kosten für Polizeieinsatz: Problempatient fliegt freiwillig

Die Behandlung eines mutmaßlichen Mafiabosses aus Montenegro an der Medizinischen Hochschule Hannover hat zwei Wochen lang für Wirbel gesorgt.

Zwei schwer bewaffnete Polizisten auf einem Dach.

Schwer bewaffnete Polizisten bewachen den Hubschrauberlandeplatz der MHH Foto: Julian Stratenschulte/dpa

HANNOVER taz | Am Ende muss man ihm fast dankbar sein: Igor K., mutmaßlich hochrangiges Mitglied einer montenegrinischen Mafia-Organisation, reist freiwillig nach Istanbul aus. Zwei Wochen lang hatte seine Anwesenheit in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) für Wirbel gesorgt. Das komplette Universitätskrankenhaus war im Ausnahmezustand, weil hochgerüstete SEK-Beamte nicht nur die Station, sondern gleich das ganze Gelände sicherten.

Der selbst zahlende Privatpatient vom Balkan war am 7. Februar mit einem privaten Ambulanzflugzeug in Hannover gelandet. Ende Januar soll sein Wagen in der Nähe von Podgorica von Maschinengewehrsalven durchsiebt worden sein. Die Schusswunden wollte der 35-Jährige nach der Notversorgung in Montenegro in der MHH weiter behandeln lassen.

Die Gruppe, der der 35-jährige Mann zurechnet wird, ist seit Jahren in einen Drogenkrieg verwickelt – Mordanschläge und Sprengstoffattentate inklusive, auch in Europa. Die Polizei fürchtete nach eigenen Angaben vor allem um die Sicherheit unbeteiligter Dritter.

Ein Versuch des niedersächsischen Innenministeriums Igor K. in Schutzhaft nehmen zu lassen und in ein Gefängniskrankenhaus zu verlegen, scheiterte am Justizministerium: Die angepeilte JVA Lingen sei nicht gut genug ausgerüstet, hieß es. Am Ende stellte die Stadt Hannover eine Ausweisungsverfügung aus – wegen der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Igor K. und seine Ehefrau, die ebenfalls unter Polizeischutz stand, hätten Rechtsmittel einlegen können, verzichteten aber.

Das politische Nachspiel ist allerdings noch nicht beendet: Am Montag wird es eine Anhörung in den zuständigen Landtagsausschüssen geben. Die Oppositionsparteien fordern Aufklärung darüber, wer wann Kenntnis von diesem Patienten hatte und warum man ihn nicht abgewiesen hat. Viele Politiker fordern zudem, die Kosten für den Einsatz dem Patienten oder der Klinik in Rechnung zu stellen. Man prüfe dies, sei aber nicht allzu optimistisch, hieß es am Freitag dazu aus dem Innenministerium. Nadine Conti

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