Schüsse vor dem Tempodrom

Während im Tempodrom eine Comedyshow läuft, fallen auf dem Vorplatz Schüsse. Ein Mann stirbt, vier weitere werden verletzt

Freitagnacht: schwer bewaffnete Polizisten vor dem Tempodrom Foto: Marius Schwarz/imago

Die tödlichen Schüsse auf einen 42-Jährigen vor dem Tempodrom geben den Ermittlern viele Rätsel auf. Umstände und Hintergrund der Schießerei am späten Freitagabend seien weitgehend unklar, bestätigte die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Mona Lorenz der taz. An diesem Stand hatte sich auch am Sonntag nichts geändert.

Der oder die Täter sind flüchtig, die Obduktion der Leiche ergab, dass der Mann mit türkischer Staatsangehörigkeit an einem Schuss in den Oberkörper starb. Vier weitere türkischstämmige Männer wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Der Mann befindet sich laut Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft auf einer Intensivstation. Eine Mordkommission der ­Polizei ermittle „mit Hochdruck“.

Zu der Comedyshow „Güldür Güldür“ waren am Freitagabend rund 3.000 Besucher in das Tempodrom geströmt, um sich zu amüsieren. Kurz vor Schluss der Vorstellung, gegen 23 Uhr, fielen dann die Schüsse auf dem Vorplatz des einem Zirkuszelt nachempfundenen Veranstaltungsgebäudes. Wenig später rückte die Polizei mit rund 200 Einsatzkräften an, Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Tatort. Da waren die Schützen allerdings schon auf und davon.

Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Es könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob es mehrere Täter gab oder es nur einer war, sagte Lorenz. Die fünf Opfer sind nach ihren Angaben zwischen 28 und 52 Jahre alt. Der Tatort liegt in der Möckernstraße nahe dem Anhalter Bahnhof.

Die Besucher der Comedyshow wurden nach den Schüssen über Seiten- und Hinterausgänge aus dem Gebäude gebracht. Es sei alles sehr kontrolliert und ohne Panik abgelaufen, berichteten Reporter. Die Besucher hätten von den Geschehnissen größtenteils nichts mitbekommen. Sie mussten zumeist Taschen, Rucksäcke und auch ihre geparkten Autos zurücklassen. All das konnten sie erst einen Tag später abholen.

Dass es sich bei den Angreifern um ca. 15 schwarz gekleidete Gestalten handelte, wie der Tagesspiegel unter Berufung auf ein türkisches Nachrichtenportal berichtete, bestätigte Lorenz nicht. Dem Blatt zufolge wurde den Opfern in die Beine geschossen. Dies könne im Milieu krimineller Clans darauf hindeuten, dass die Angegriffenen „verwarnt“ werden sollten.

Dass es sich um eine gezielte Attacke handelte – reine „Spekulation“

Tatsächlich lägen Beinverletzungen vor, bemerkte die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft dazu. Es könne aber sein, dass die Schüsse in die Beine eigentlich anderen Körperteile gegolten hätten. Dass es sich um eine gezielte Attacke handelte, bezeichnete Lorenz am Sonntag gegenüber der taz als Spekulation. Auch für ein politisch-extremistisches Tatmotiv gebe es keine Anhaltspunkte. „Ob geplant oder spontan aufgrund eines Streits – alles ist reine Spekulation.“

Nach Informationen des Tagesspiegels fahnden die Ermittler nach vier Tatverdächtigen, was Lorenz ebenso wenig bestätigte. Nach Angaben der Zeitung hielten sich zum Tatzeitpunkt eine Zivilstreife und ein Mobiles Einsatzkommando in unmittelbarer Nähe auf, sodass die Polizei schnell eingreifen konnte. So habe sie verhindern können, dass es noch mehr Tote gab. Die Polizei hatte die Pressehoheit bereits am Samstag an die Generalstaatsanwaltschaft abge­geben. (dpa, taz)