Rechtsrock-Abend in Neumünster: Antifa und Polizei vor Ort

Am Samstag spielt eine Neonazi-Band in Neumünster. Die Stadt sieht keine Möglichkeit, den Auftritt zu verbieten. Die Antifa wird demonstrieren.

Neonazi mit Combat 18 Tattoo auf dem Arm

Trotz Verbots keineswegs aus der Welt: Combat 18-Neonazis, hier am 20. Juli 2019 in Kassel Foto: imago images / Michael Trammer

HAMBURG taz | In Neumünster soll am Samstag ein Rechtsrock-Abend stattfinden – und zwar in der Kneipe „Titanic“ des NPD-Ratsherren Horst Micheel. Schon lange ist bekannt, dass sich die Gastwirtschaft mitten in der Innenstadt zum einen rechtsextremen Zentrum entwickelt hat – dem wichtigsten in dem Bundesland. Auch wenn der Wirt das gerne mal abstreitet. Am kommenden Samstag dürfte ihm das schwer fallen. Denn dann soll unter anderem die Dortmunder Rechtsrockband „Oidoxie!“ auftreten. Die Band um Sänger Marko Gottschalk ist Teil des Netzwerkes der jüngst verbotenen Gruppe Combat 18 (C18).

Erst Ende Januar verbot das Bundesinnenministerium den selbsternannten „Kampfbund Adolf Hitler“ von C18. Die deutsche Division der internationalen Struktur „Blood & Honour“ wurde bereits vor 20 Jahren verboten und aufgelöst. C18 gilt als deren bewaffneter Arm. In dieser Szene entwickelten Kader das Konzept des „führerlosen Widerstands“, auf das sich der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) bezog. Die Verbundenheit zu C18 geht bei Gottschalk bis auf die Haut. Auf der Brust trägt er das Logo des Netzwerk.

Die Band, die seit 1995 besteht, lieferte mit dem Song „Terrormachine Combat 18“ die Hymne für C 18. Ein weiterer Szene-Hit ist ihr Lied „Helden für Deutschland“. Darin heißt es unter anderem: „Das Lied, das längst fällig wär, man hat unsere Väter verraten. Sie als Verbrecher entstellt, doch sie waren und sind die Soldaten. Die besten Soldaten der Welt. Helden für Deutschland!“ Aktuell ist Marco Eckert aus Grube in Ostholstein einer der Gitarristen. Mit Lars Bergeest aus Cismar bildete er den nördlichsten Stützpunkt von C18 Deutschland.

Die Dortmunder Rechtsrocker sind an dem Liederabend unter dem Motto: „Rock im hohen Norden“ nicht allein. Auch Karin Mundt will auf die Bühne. Sie besingt die Liebe zum Vaterland und zu den „harten Kerlen“. In der „Titanic“ trat sie schon auf. Und auch andere Szeneveranstaltungen fanden in der Kneipe schon statt.

Verbot gefordert

Der „Runde Tisch für Toleranz und Demokratie“, ein Zusammenschluss von Vereinen und Parteien, fordert die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung auf, das Konzert zu unterbinden. Zusätzlich sollte ein „entsprechendes Polizeiaufgebot“ auf die „Einhaltung des Vortragsverbots indizierter Lieder“ achten. Die shz zitiert den Stadtsprecher Stephan Beitz damit, dass es keine Möglichkeit vorab gebe, den Auftritt zu verbieten. Die Polizei werde aber vor Ort sein.

Am Bahnhof startet am Samstag gegen 17 Uhr eine Gegendemonstration, getragen von antifaschistischen Initiativen. Auch die Initiatoren der antifaschistischen Kampagne „Für mehr Eisberge – Titanic versenken“ veranstalten ab 14 Uhr eine Demonstration durch die Innenstadt Neumünsters.

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