Billiglöhne an der Uni

Petition für bessere Lohnbedingungen
an der FU Berlin

Ein wütender Berliner Bär, der seine Ketten an den beiden Tatzen entzweireißt, ist das Symbol der Kampagne „Für eine faire FU“. In ihr haben sich DoktorandInnen, Lehrbeauftragten sowie wissenschaftliche und studentische Mitarbeiter*innen der FU organisiert. Sie fordern das Ende des Outsourcings aller Beschäftigungsverhältnisse an der Universität und die Beendigung von befristeten Arbeitsverträgen. Stattdessen sollten es nur noch Dauerstellanstellungen mit fairen Tarifbedingungen geben, so die Forderung. Für die studentischen Hilfskräfte wird die Einbeziehung in den für Berlin geltenden Tarifvertrag der Länder (TV-L) gefordert. In den letzten Wochen haben die aktiven Beschäftigten knapp 1.300 Unterschriften für eine Petition mit diesen Forderungen gesammelt.

„Wir sind mit der Petition von Büro zu Büro gegangen und haben mit den Menschen persönlich gesprochen. Dabei haben wir bei vielen offene Türen eingerannt, aber auch gemerkt, dass manche denken, es lasse sich doch nichts verändern“, erklärt Ruben Schenzle von der Initiative gegenüber der taz. Darin sieht er auch den Grund dafür, dass nur knapp ein Drittel der von den prekären Arbeitsbedingungen an der FU-Berlin Betroffenen unterschrieben haben.

Nur 600 Euro Rente

Dass der Leidensdruck groß ist, zeigen auch Erklärungen, mit der die Betroffenen ihre Unterschrift für die Petition begründet haben. „Ich werde nach 35 Jahren als Lehrbeauftragter mit knapp 600 Euro in Rente gehen“, heißt es da.

Am Mittwoch will die Initiative mit zwei Kundgebungen auf dem FU-Campus in Dahlem die Aufmerksamkeit auf ihre Forderungen richten.

Die erste Kundgebung ist um 13.30 Uhr vor der vegetarischen Mensa in der Van’t-Hoff-Straße angemeldet. Eine Stunde später ist eine Kundgebung vor dem Henry-Ford-Bau geplant. Dort beginnt um 15 Uhr die Sitzung des Akademischen Senats. Die Aktivist*innen wollen die per Petition gesammelten Unterschriften übergeben. Auf der Kundgebung soll in mehreren Beiträgen kritisiert werden, dass sich die FU-Leitung einerseits rühmt, eine Leuchtturmuniversität im Rahmen der Exzellenzinitiative zu sein, während sich andererseits viele Beschäftigte von einer schlecht bezahlten, befristeten Stelle zur nächsten hangeln müssen.

In der Kritik der Initiative steht auch die Jagd nach Drittmitteln, die von der Initiative als ein wichtiger Grund für die prekären Arbeitsverhältnisse angesehen wird. Es handelt sich um die letzte Protestaktion im Wintersemester 2020.

„Der Wind für Veränderungen der Beschäftigungsverhältnisse an der Uni ist günstig“ betont Schenzle. Die Initiative bereite sich schon auf weitere Aktionen im nächsten Semester vor.

Peter Nowak