Buch erinnert an ermordete Sinti und Roma

Ein Kölner Historiker erforscht die Schicksale von NS-Verfolgten aus der Bremer Region

Der Historiker Hans Hesse aus Hürth bei Köln arbeitet an einem Erinnerungsbuch, das sich mit den Sinti und Roma im Nordwesten Deutschlands beschäftigt, die von den Nationalsozialisten getötet wurden. Das Buch solle zum 16. Dezember 2021 in der Schriftenreihe des Bremer Staatsarchivs erscheinen, schreibt Hesse in einem Beitrag für den Weser-Kurier.

Mit dem „Auschwitz-Erlass“ hatte SS-Reichsführer Heinrich Himmler 1942 die Deportation von Sinti und Roma aus ganz Europa in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau angeordnet. Hesse zufolge befand sich in Bremen die Zentrale der NS-Verfolgung der Sinti und Roma aus Nordwestdeutschland, die „Dienststelle für Zigeunerfragen“. So seien auf dem Bremer Schlachthof im März 1943 etwa 275 Sinti und Roma aus Bremen, Bremerhaven und dem Weser-Ems-Gebiet gesammelt und dann in drei Transporten in das „Zigeunerfamilienlager“ in Auschwitz-Birkenau deportiert worden.

Zwar sind die Namen der Opfer nach Angaben des Historikers und Autors anhand verschiedener Quellen rekonstruierbar. Über die Schicksale dieser Menschen sei dagegen so gut wie nichts bekannt. Diese Lücke solle das Erinnerungsbuch schließen. Kernstück solle neben der Namensliste der Deportierten ein umfangreicher biografischer Abschnitt sein. Hesse forscht seit Jahren über die NS-Verfolgung der Sinti und Roma in Nordwestdeutschland.

Die Nationalsozialisten begannen kurz nach der Machtübernahme 1933, die in Deutschland lebenden Sinti und Roma zu verfolgen. Bei der Erfassung, Diskriminierung und Verfolgung von Sinti und Roma wirkten verschiedene Ämter und Dienststellen von Partei und Staat zusammen.

Mit der von Hesse geplanten Dokumentation will das Bremer Staatsarchiv das dritte Erinnerungsbuch veröffentlichen. 2006 war dort eine Publikation für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens erschienen, 2016 ein Erinnerungsbuch für die Opfer der NS-Medizinverbrechen in Bremen. (epd)