So viel Kritik muss sein: Jan Zier über „made in Deutschland – BauHaus“
: Tanz das Bauhaus

Das Bauhaus liebte die geometrischen Formen auch im Tanz Foto: Daniela Buchholz/steptext dance project

Am Anfang steht das Ballett. Pjotr Iljitsch­ Tschaikowskis Nussknackersuite­ erklingt,­ im Hintergrund steht die typische Spiegelwand dazu, und alles sieht zunächst noch sehr nach klassischem Tanztheater aus. Das ändert sich alsbald, und die weit ausgestellten, beinahe dreieckigen Röcke,­ die konvexen­ Dekolletés der TänzerInnen­ sind schon erste Anleihen an das Bauhaus, um das es hier gehen soll. Also: An sein berühmtestes Stück Tanztheater, das „Triadische Ballett“ von Oskar­ Schlemmer,­ der 1925 zum Leiter der Bauhausbühne berufen worden war, eben weil er sich auf der Suche nach einem neuen, einem modernen Ballett gemacht hatte: Der Tanz galt ihm als Ausgangspunkt­ einer Erneuerung des ganzen Menschen.

„made in Deutschland – BauHaus“ heißt nun eine Inszenierung, die „steptext­ dance project“ und „tanzbar_bremen“ in der Schwankhalle aufführen. Sie erschöpft sich erfreulicherweise nicht in seliger­ Erinnerung­ an jene 1919 gegründete Kunstschule, – auch wenn deren Tanztheater neben der Malerei, vor allem aber Design und Architektur in Vergessenheit geriet. Das Stück sucht eher nach gestalterischen Reformimpulsen­ und wirft die Frage auf, wie wir denn mit neuen, unkonventionellen­ gesellschaftlichen Positionen umgehen.

Das Bauhaus stellte dem Ausdruckstanz jener Zeit und seiner Virtuosität die Faszination für geometrisierte Formen und entsprechende Bewegungen im Raum gegenüber. Der Tanz ist hier weniger akrobatisch, auch kommt er ohne Pirouetten aus. Schreiten,­ laufen, gehen halten in ihn Einzug,­ die Freude an der Präzision von Maschinen wird bestimmend. All das spiegelt sich auch in der entkörperlichten, entsinnlichten Choreografie von Günther Grollitsch­ und seinem siebenköpfigen, gut harmonierenden inklusiven Ensemble, im minimalistischen Bühnenbild mit ebensolchem Farb- und Lichtkonzept. Und in einer Musik,­ die Atmosphärischem und Maschinellem meist näher ist, als Harmonie und Melodie. Darin verweist es auch ein wenig aufs zeitgenössische­ Tanztheater.

Nicht immer war das Bauhaus seiner Zeit voraus – sein Rollenverständnis, auch das wird hier klar, ist sexistisch-traditionell: Die Frau soll eben Teppiche weben.

Die einstündige Inszenierung setzt auf wenige, zwar eindringliche, dafür manchmal etwas ausufernde Bilder. Sie endet, nachdem die Nazis das Bauhaus geschlossen haben, in einem an Auschwitz gemahnenden Zugrattern und schlägt zugleich einen Bogen zum Anfang – wiewohl das Bauhaus ja eher in Opportunismus und Exil endete, statt im Lager. Nach der Premiere wurde dieses,­ nicht ganz so stimmige Ende aber nochmal geändert, erzählt Grollitsch – um mit Paganini an die Klassik anzuknüpfen.­ Und auch Hoffnung zu wecken.

6., 7. Februar, 20 Uhr, Schwankhalle