Jasmin Ramadan
Einfach gesagt
: Da weiß man, was man hat

Foto: Roberta Sant'anna

Wenn der Glückspfennig abgeschafft ist, werden uns auch noch die letzten guten Geister verlassen“, sagt die Freundin beim Griechen, als wir, um das Trinkgeld zu erhöhen, nach Münzen in den Portmonees wühlen.

„Den Glückspfennig gibt es seit dem Euro nicht mehr“, sagt eine andere.

„Eben! Und nun will Ursula von der Leyen uns die Ein- und Zwei-Cent-Münzen auch noch nehmen!“

„Das ist völlig an mir vorbeigegangen.“

„Man kriegt nix mit bei all den Katastrophen, und eine frisst die andere.“

„Stimmt, seit Corona brennt Australien gar nicht mehr.“

„Das machen die extra in Brüssel, leiten die Abschaffung des Bargeldes ein, während alle sich um Koalas und die eigene Ausrottung durch eine Fledermausgrippe sorgen.“

„Also, mir sind Kupfer-Münzen schnurz. Die Deutschen regen sich immer so nostalgisch überladen auf.“

„Die Deutschen zählen einfach gerne ab, und das in aller Ruhe, das ist ihre Art der Meditation, German Om.“

„An der Supermarktkasse mach ich das auch, weil die Kassiererin mich dann ein bisschen lieb hat.“

„Ja, da friemelt man denen kurz einen Deut Behagen ins unterbezahlt erschöpfte Gemüt!“

„Also, mein türkischer Gemüsedealer rundet immer ab, bei 3,43 Euro sagt der auf sicher 3,40.“

„Und genau so läuft das in vielen EU-Staaten, nur die Germans wollen es weiterhin präzise.“

„Es gibt Apps, mit denen kannst du dich selbst überwachen, beim bargeldlosen Einkaufen, da ploppt auf dem Display auf, was du dir gerade geleistet hast. In Echtzeit.“

„Und auf deiner Fitnessuhr steht, wie viele Kalorien du dabei verbraucht hast, das ist doch furchtbar. Selbstüberwachungsnormalität ist längst Überwachung und bereitet der zukünftigen universalen Form der Überwachung bloß den Weg. Und nein danke, ich will keine Treuepunkte mit der Karte ihres Geschäftes sammeln, damit ich einen Lolli zum Geburtstag kriege, sie Datenganove.“

„Ich finde, Bargeld sollte zum Weltkulturerbe erklärt werden. Was wirft man denn sonst überhaupt in den schönen Brunnen da im wunderschönen Rom?!“

„Abgelaufene Kreditkarten!“

„Die schwimmen doch oben! Das wär nicht schön!“

„Aber top Metapher auf die Plastikvermüllung der Meere durch den Kapitalismus.“

„Was gibt man eigentlich Obdachlosen, wenn das Bargeld abgeschafft wird?“

„Wie wär es mit Wohnungen!“

„Wir erhalten das Bargeld, um die Obdachlosen zu erhalten? Der Gedanke fährt Schlangenlinien.“

„Wie auch immer, ich hab keinen Bock, dass alles, was ich wann wie und wo kaufe, immer rekonstruierbar registriert wird.“

„Genau, wenn ich mir morgens um drei einen Klumpen Gold kaufen will, dann geht das niemanden was an.“

„Was willst du mit einem Klumpen Gold?“

„Das geht dich gar nichts an.“

„Der Bürger soll bloß langsam an den Entzug des Bargelds herangeführt werden, von oben und von unten – seit 2018 werden keine 500 Euro Scheine mehr gedruckt, angeblich, um die Organisierte Kriminalität zu schwächen – Schwachsinn, in den USA gibt es auch nur den 100-Dollar-Schein.“

„Wozu braucht man einen 500-Euro-Schein?! Jetzt mal ernsthaft.“

„Um sich damit eine Cohiba anzuzünden?“