Aktivistin über Proteste gegen Siemens: „Es gibt wöchentliche Streiks“

Zum Aktionärstreffen von Siemens, das am Mittwoch beginnt, planen Aktivist*innen Proteste. Darunter ist auch die Australierin Varsha Yajman.

Mädchen mit Mikrofon, Ohrringe mit 'Stop Adani

Die Aktivistin Varsha Yajman bei einer Demonstration Foto: taz

taz: Frau Yajman, Sie werden am Mittwoch bei der Hauptversammlung von Siemens sein. Was werden Sie Siemens-Chef Joe Kaeser sagen?

Varsha Yajman: Wir wollen ihn nach seinem Verständnis von Nachhaltigkeit fragen. Siemens gibt sich umweltfreundlich und legt Wert auf sein positives Image. Eine Kooperation mit dem Rohstoffkonzern Adani verträgt sich damit nicht. Wir wollen wissen, warum Kaeser so widersprüchlich handelt. Wir sind wütend und frustriert.

Ist Siemens nicht der falsche Adressat?

Die Beteiligung von Siemens an der Carmichael-Mine ist gering. Jede Zusammenarbeit mit Adani ist das falsche Signal. Es suggeriert auch gegenüber anderen Unternehmen, dass es in Ordnung sei, mit Adani zu kooperieren. Aber das ist es nicht. In Australien sind viele Banken vom Adani-Projekt zurückgetreten. Wenn Siemens zurückzieht, werden auch andere Unternehmen realisieren, dass die Konsequenzen des Klimawandels schon real sind und dass eine Kooperation mit Adani die Katastrophe befeuert.

Dem deutschen Mischkonzern Siemens steht eine ungemüt­liche Hauptversammlung bevor. Zum Aktionärstreffen am Mittwoch in München planen Aktivisten Proteste.

Doch auch die Investorenseite übt Kritik. Denn der Streit über die Lieferung einer Zugsignalanlage für ein riesiges Kohle­bergwerk an den umstrittenen indischen Konzern Adani sorgt für Empörung und belastet inzwischen auch das weltweite Geschäfte des deutschen Konzerns.

Sollten Sie nicht Adani direkt adressieren?

Wir arbeiten daran. Aber das gestaltet sich sehr viel schwieriger, zumal Korruption in Indien weit verbreitet ist. Die Siemens-Hauptversammlung ist für uns eine gute Gelegenheit, andere Unternehmen von einer Zusammenarbeit mit Adani abzubringen. Wenn es uns gelingt, dass die Unterstützung für Adani bröckelt, wird das Unternehmen auch in Indien an Rückhalt verlieren.

Hatten Sie viel Hoffnungen in das Treffen zwischen Kae­ser und Neubauer gesetzt?

Ja, das Ergebnis war sehr frustrierend. So viele Menschen auf der Welt versuchen etwas zu erreichen und haben verstanden, dass wir das Klima schützen müssen. Aber die großen Firmen stellen weiter Geld über alles. Das macht mich sehr wütend. Aber es ist beeindruckend, wie unser Anliegen, Siemens von Adani abzuhalten, zu einem internationalen Thema geworden ist. Die Ablehnung gegenüber Adani ist in der australischen Bevölkerung auch außerhalb der Klimabewegung inzwischen weit verbreitet. Speziell in Queensland, wo die Mine gebaut wird, wächst der Widerstand.

17, organisiert die Klimaproteste der Schüler*innen in der australischen Millionenmetropole Sydney. In diesem Jahr will sie anfangen, Jura zu studieren.

Wie groß ist die Schul­streik­bewegung in Australien?

Bei unserem letzten Streik waren mehr als 350.000 Menschen auf der Straße. Es gibt wöchentliche Streiks vor dem Rathaus in Sydney. Wir legen viel Wert drauf, dass die Bewegung nachhaltig ist. Die Leute sollen nicht auf einen großen Streik hinfiebern und das Thema danach wieder beiseitelegen. Klar erreichen wir auch viele Leute über Social Media, junge Menschen über Instagram, ältere Generationen über Facebook. Aber es ist wichtig, dass die Menschen wirklich involviert sind und sich organisieren.

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