Mehr Leistung als Show

Stehen die Olympiasieger Aljona Savchenko und Bruno Massot vor einem Comeback? Das Training der beiden Eiskunstläufer deutet darauf hin

Fast alles rosarot: Aljona Savchenko, hier bei einer Gala in Basel mit Massot, vermisst die Härte des Wettkampfs Foto: imago

Von Marina Mai

Die Olympiasieger im Eiskunstlauf, Aljona Savchenko und Bruno Massot, erwägen offenbar ernsthaft eine Rückkehr zum Wettkampfsport. Derzeit trainieren beide wieder zusammen, wie Videos zeigen, die sie in sozialen Netzwerken posten.

Nach dem Olympiasieg 2018 in Südkorea haben die deutschen Ausnahme-Eiskunstläufer ihre Amateurlaufbahn beendet, eine Rückkehr zu Wettkämpfen jedoch nie ausgeschlossen. Zunächst trat das Paar gemeinsam in Shows wie „Holiday on Ice“ auf. Sie versuchten sich auch als Trainer. Im September brachte Aljona Savchenko ihre Tochter Amilia zur Welt. Als sie acht Wochen später das erste Mal wieder auf dem Eis stand, sprach sie noch davon, dass ihr das schwerer fiele als vermutet.

Doch die ehrgeizige Aljona wäre nicht Aljona, würde sie die Schwierigkeiten nicht überwinden. Bereits im Dezember trat sie in einer Show auf – allein und ohne Sprünge zu zeigen. Ende Januar twitterte sie schließlich, sie hätte ihren ersten dreifachen Sprung gestanden. In dem Trainingsvideo von letzter Woche ist sogar ein sauberer dreifacher Wurf zu sehen. Für Shows wären Sprünge dieser Schwierigkeitskategorie nicht nötig, für Leistungssport schon. Und das Kribbeln, Wettkämpfe zu laufen, immer bessere Leistungen zu erzielen, das ist das, was Aljona Savchenko braucht.

Gegenüber mehreren Medien hatten die beiden im Januar ihre Comeback-Pläne noch offen gelassen. Die gebürtige Ukrainerin Savchenko, die mit drei verschiedenen Partnern an fünf Olympischen Spielen teilgenommen hatte und nach zwei Bronzemedaillen 2010 und 2014 in Südkorea 2018 das angestrebte Gold holte, zeigte sich davon überzeugt, wieder zu Höchstleistungen zurückzukehren. Sie glaubt sogar, den magischen Moment ihrer vielbeachteten und in der künstlerischen Qualität bisher unübertroffenen Olympiakür von 2018 toppen zu können. Das spricht dafür, dass sie nicht nur an Olympia teilnehmen möchte, sondern erneut nach dem Olympiasieg strebt.

Wenn sie Shows laufen, gibt es zwar nicht das Wettkampfkribbeln, dafür aber gutes Geld

Doch es gibt auch Schwierigkeiten. Gegenüber der Bild am Sonntag sagte Savchenko, ohne Sponsoren wäre eine weitere Wettkampfkarriere nicht finanzierbar. Und die müssten erst gefunden werden. Während ihrer aktiven Laufbahn war bei Savchenko, 36, und ihren jeweiligen Partnern das Geld oft knapp. Eiskunstlauf ist ein teurer Sport, Sponsoren stehen nicht Schlange. Die Sportler gaben sich mit wenig zufrieden. Das geht aber nicht mehr. Savchenko ist Mutter, ihr Eispartner Massot, 31, erwartet mit seiner Frau im Frühjahr das zweite Kind. Und wenn sie gemeinsam Shows laufen oder als Trainer arbeiten, dann gibt es zwar nicht das Kribbeln wie im Wettkampf, dafür aber gutes Geld.

Hinzu kommt: Es ist ein offenes Geheimnis, dass Bruno Massot für die Comebackpläne nicht in gleicher Weise brennt wie seine Eislaufpartnerin. Er lebt mit seiner Familie in der Schweiz, hat dort eine Trainerstelle, weit weg von Oberstdorf, wo Aljona zu Hause ist. Ihm fehlt eigentlich nichts. Und: Bereits vor den Olympischen Spielen laborierte er öfter an Rückenproblemen. Ob der Rücken noch einmal den Belastungen des Leistungssport standhält, ist offen.

Schließlich wäre noch ein Dritter für das Comeback nötig: Trainer Alexander König. Der hat nach der Olympischen Saison Oberstdorf verlassen, um in seine Heimatstadt Berlin zurückzukehren. Dort leitet er das neue Paarlauf-Leistungszentrum. Dort ist aber auch seine Familie zu Hause. „Eiskunstlauf spielt eine große Rolle in meinem Leben“, sagt er der taz. „Aber es ist nicht alles. Ich brauche meine Familie.“ Die Rückkehrpläne seiner ehemaligen Schützlinge sieht er darum skeptisch. Zwei der drei Beteiligten müssten sich für das gemeinsame Training von ihren Familien trennen. Ob er selbst dazu bereit wäre, habe er noch nicht entschieden.