Queen vollzieht „harten Megxit“

Der britische Königshof formalisiert den Bruch mit Harry und Meghan. Die sind ab Frühjahr keine „arbeitenden“ Mitglieder der Königsfamilie mehr, nur noch Verwandte der Queen ohne königliche Anrede

Von Dominic Johnson

Die britische Königsfamilie hat nach eigenen Angaben den Streit mit ihren abtrünnigen Mitgliedern Harry und Me­ghan beigelegt. Wie die Queen am Samstag bekanntgeben ließ, hat man sich „nach vielen Monaten Gesprächen und neueren Diskussionen“ auf „einen konstruktiven und unterstützenden Weg für meinen Enkel und seine Familie“ geeinigt. „Der Herzog und die Herzogin von Sussex sind Ihrer Majestät und der Königsfamilie dankbar für ihre andauernde Unterstützung, während sie in das nächste Kapitel ihres Lebens eintreten.“

Die britische Sonntagspresse bewertete die Einigung als „härtestmöglichen Megxit“, mit dem das abtrünnige Ehepaar die volle Wucht seines Beschlusses zum Rückzug aus seinen Verpflichtungen zu spüren bekomme. Ganz oder gar nicht, lautet die Devise: Prinz Harry und Prinzessin Meghan „verstehen, dass sie aufgefordert sind, von königlichen Verpflichtungen zurückzutreten, einschließlich offizielle militärische Posten“. Das heißt: die beiden werden nicht, wie sie offenbar anfangs dachten, ab und zu nach eigenem Gusto offiziell in königlicher Funktion tätig werden und sich ansonsten ihrem Privatleben widmen dürfen. Harry und Me­ghan verlieren die Anrede „Ihre Königliche Hoheit“ – sie bleiben Herzog und Herzogin von Sussex, aber sollen diese Titel nicht verwenden.

Harry verliert seine militärischen Titel als Stabsoffizier sowie als Captain General der Royal Marines – ein Ehrenamt, das er erst 2017 von seinem Großvater und Ehemann der Queen übernommen hatte. Dies dürfte, so heißt es, Harry am meisten schmerzen, da seine Militärlaufbahn – einschließlich Kampfeinsatz in Afghanistan – seine einzige vom Hofleben komplett unabhängige Lebenserfahrung darstellt, der er mit der Gründung der „Invictus Games“, einem internationalen Sportwettbewerb für Kriegsversehrte, Rechnung getragen hat.

Diese Rolle wird er weiterführen, ebenso wie andere wohltätige Aktivitäten auf persönlicher Basis. Das ihm 2018 von der Queen übertragene Amt des Jugendbotschafters des Commonwealth, ein offizieller diplomatischer Posten, muss Harry abgeben.

All das tritt „im Frühjahr“ in Kraft. Die für die britische Öffentlichkeit wohl wichtigste Frage ist ebenfalls geklärt: Die Prinzenresidenz Frogmore in Windsor, soeben für umgerechnet drei Millionen Euro Steuergelder nach ständig neuen Wünschen Meghans renoviert, müssen die beiden zukünftig mieten, so sie überhaupt in Großbritannien zu residieren gedenken, schätzungsweise für eine fünfstellige Summe im Monat. Die Renovierungskosten wollen sie zurückzahlen. Staatsgelder für ihre Arbeit bekommen sie nicht mehr – wohl aber weiterhin Polizeischutz. Der Präzedenzfall von Diana, die nach ihrer Scheidung von Charles auf Polizeischutz verzichtete und dann 1997 in Paris auf der Flucht vor Paparazzi zu Tode kam, ist noch allen Beteiligten bewusst.

Spannend wird nun, wie Harry und Meghan ihr Ziel der finanziellen Unabhängigkeit erreichen können, ohne sich zu kompromittieren. Ihre Internet-Präsenz „Sussex Royal“, die finanziell sehr zugkräftig wäre, wird die Reform möglicherweise nicht überleben. Je weiter entfernt sie vom Hof operieren, desto uninteressanter werden die beiden aber als Stars.

In jeder Generation des britischen Königshauses tritt früher oder später das Problem auf, was Geschwister des Thronfolgers mit sich anfangen sollen, nachdem sie bedeutungslos geworden sind. Die Geschäftstätigkeiten von Prinz Charles’ Bruder Andrew sind eher peinlich, die Queen-Schwester Margaret hielt die Nation mit ihren Liebschaften in Atem. Die Präzedenzfälle sind nicht ermutigend.

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