„Überhaupt keine Erinnerung“

Im U-Ausschuss zur Berateraffäre sagt von der Leyens ehemalige Staatssekretärin Suder aus

Aus Berlin Tobias Schulze

Katrin Suder galt einmal als Shootingstar der Bundesregierung. 2014 war das: Ursula von der Leyen hatte Suder von der Unternehmensberatung McKinsey ins Verteidigungsministerium geholt. Die 37-jährige Wirtschaftsfachfrau galt als hochkompetent und führungsstark. Als Staatssekretärin sollte sie unter von der Leyen die Modernisierung der Bundeswehr managen.

An diesem Donnerstag ist vom Glanz dieser Zeit nicht mehr viel geblieben. Die ehemalige Staatssekretärin, 2018 auf eigenen Wunsch aus dem Amt ausgeschieden, sitzt als Zeugin im Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Berateraffäre. Sie soll den Abgeordneten erklären, warum das Ministerium während ihrer Zeit exzessiv Aufträge an private Unternehmensberatungen vergeben hatte – und welche Rolle sie selbst dabei spielte. Richtig viel trägt sie zur Aufklärung aber nicht bei. In verschiedenen Variationen ist ihre Antwort während der stundenlangen Befragung immer wieder die gleiche: „Ich habe daran überhaupt keine Erinnerung.“

Dabei ist die Angelegenheit heikel. Schon im Jahr 2018 informierte der Rechnungshof den Bundestag darüber, dass die Kosten für Consulting-Aufträge im Verteidigungsministerium aus dem Ruder laufen. Um der Sache nachzugehen, wollte der Verteidigungsausschuss schon damals mit Suder sprechen. Sie weigerte sich aber zu kommen – deshalb setzten die Parlamentarier kurz darauf den U-Ausschuss ein. Nach monatelanger Arbeit hat der Ausschuss Suder jetzt als eine der letzten Zeug*innen herbeizitiert.

Eine Wohlfühlveranstaltung ist die Befragung für die Ex-Staatssekretärin nicht. Immer wieder spricht sie leise und undeutlich, wird nur zwischendurch energisch, etwa um die Frage der AfD zu verneinen, ob ihr Abgang aus dem Ministerium mit der Affäre zu tun habe. Regelmäßig beugt sich ihr Anwalt vom Nebensitz zu ihr hinüber und tuschelt mit ihr, bevor sie auf Fragen reagiert – bis es dem Ausschussvorsitzenden Wolfgang Hellmich (SPD) irgendwann reicht und er Suder bittet, ihre Antworten selbst zu formulieren.

Den Vorwurf, sie habe Bekannten aus der Berater-Branche Aufträge zugeschustert, weist sie zurück. Die Abgeordneten, vor allem die aus der Opposition, sind damit nicht zufrieden. „Es ist sehr überraschend, an wie vielen Stellen die Erinnerung nicht mehr vorhanden ist“, sagt Tobias Lindner (Grüne) während einer Sitzungsunterbrechung am Nachmittag. Die Abgeordneten rechneten mit einer Sitzungsdauer bis weit in den Abend hinein. Immerhin: Oft müssen sie sich im U-Ausschuss nicht mehr treffen. Im Februar wird von der Leyen selbst aussagen, womöglich als letzte Zeugin.