Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Aus Alt mach Neu: Das Filmmaterial des Konzertfilms „Aretha Franklin: Amazing Grace“ stammt aus dem Jahr 1972, als Sydney Pollack in einer Kirche in Los Angeles zwei Sessions mit Aretha Franklin filmte. Dort nahm Lady Soul ihre bestverkaufte Schallplatte „Amazing Grace“ auf, mit der die Tochter eines Predigers zu den Gospelklängen ihrer Kindheit zurückkehrte. Doch beging Pollack einen Anfängerfehler: Er vergaß, Film- und Tonmaterial durch das Schlagen von Klappen zu synchronisieren. Eine Zeit lang versuchte man erfolglos, die Sache noch in den Griff zu bekommen, doch schließlich war das als „Film zum Album“ gedachte Material für die Rechte­inhaber nicht mehr interessant. Für Pollack blieb der unvollendete Film bis zu seinem Tod 2008 ein Thema, das er oft mit dem Produzenten Alan Elliott diskutierte. Dank moderner Digitaltechnik und mit erheblicher Fummelarbeit gelang Elliott und seinen Mitarbeitern das Kunststück der Synchronisierung dann doch noch. Das Ergebnis ist ein intimer Konzertfilm mit einem unverwechselbar kraftvollen Soul-Star – und einem hingerissenen Publikum (31. 1.–1. 2., 5. 2., 20 Uhr, 2. 2., 4. 2., 22 Uhr, Tilsiter Lichtspiele; 1. 2., 20.15 Uhr, 5. 2., 20.30 Uhr, Sputnik).

Hodaka ist frisch aus der Provinz in Tokio eingetroffen, als er auf Hina trifft, die über sehr spezielle Fähigkeiten verfügt: Sie ist ein „Sonnenschein-Mädchen“ und kann das Wetter beeinflussen. Das ist umso praktischer, als es in Tokio seit Wochen ununterbrochen regnet. Also eröffnen die beiden ein Geschäft und bieten Sonnenschein auf Bestellung an. Doch irgendwann stellt sich heraus, dass es nichts umsonst gibt – auch nicht das schöne Wetter. Mit seinem Anime „Weathering with You“ bewegt sich Regisseur Makoto Shinkai in ähnlichen Gefilden wie in seinem Welterfolg „Your Name“ (2016) und verknüpft auf kunstvolle Weise einen realistischen Alltag mit Fantasy-Elementen: In der komplizierten Freundschafts- und Liebesgeschichte zweier Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden eröffnen sich immer wieder Wege in komplex strukturierte Paralleluniversen (30. 1., 21.45 Uhr, 2. 2., 11 Uhr, 3. 2., 14 Uhr, 5. 2., 14 Uhr, Sputnik; 2. 2., 14 Uhr, 5. 2., 14.50 Uhr, B-Ware! Ladenkino).

Federico Fellinis Stadtporträt „Roma“ (1972) enthält natürlich auch eine Hommage an die Studios von Cinecittà: Auf dem Nachbau eines Abschnitts der römischen Stadtautobahn durchquert die Kamera eine infernalische Kulisse mit brennenden Lastwagen und schimpfenden Menschen – die Einfahrt nach Rom erscheint hier wie der Eintritt in die Hölle (30. 1., 17 Uhr, 1. 2., 22 Uhr, 4. 2. 20 Uhr, Babylon Mitte).