Tim Caspar Boehme
hört auf den Sound der Stadt
:

Unter den Saiteninstrumenten spielt die Viola vulgo Bratsche immer ein bisschen die zweite, nein, eine Hintergrundrolle. Die Geige dominiert mit hohem Ton, das Cello gewinnt dank seines warmen Klangs, und den Bass braucht man eben einfach immer. Bei der Bratsche wissen viele vermutlich gar nicht so recht, wozu man sie überhaupt benötigt. In der Villa Elisabeth bekommt sie hingegen ein Soloprogramm, und das vier Tage lang. Wobei die Solistin Karen Lorenz nicht allein Werke der Neuen Musik von Georg Katzer über Enno Poppe bis zu Giacinto Scelsi spielt, sondern auch performativ einiges zu leisten hat. Oder Lorenz’ Kleid, das im Konzept der Regisseurin Ulrike Ruf selbst wohl Töne von sich geben wird und noch einiges andere tun, was man von derlei Gegenständen sonst nicht erwarten würde (Invalidenstr. 3, je 20 Uhr, Sonntag 18 Uhr, 18/13 €).

Eine sich allseitiger Beliebtheit erfreuende Form der abendfüllenden Einzelinstrumentunterhaltung ist dafür das Solo-Gitarrenkonzert. Besonders schön ist das immer dann, wenn jemand Außergewöhnliches an den sechs Saiten sitzt. Im Fall des Jazzmusikers John Scofield ist am Sonnabend einer der größten lebenden Improvisateure seines Fachs im Zig Zag Jazz Club zu Gast. Von Alter her zählt er mit Pat Metheny und Bill Frisell zu den „Big Three“. Scofield kann auf großen Bühnen eine spielfreudige Rampensau sein, in diesem kleineren Rahmen dürfte er sich jedoch von seiner stilleren Seite zeigen. Und weil die Sache so besonders ist, gibt es ihn an dem Abend gleich zweimal hintereinander solo zu hören (Hauptstr. 89, 19.30, 21.45 Uhr, 39 €).

Still und verwunschen geht es dann am Sonntag im WestGermany zu. Aus Neuseeland ist das Zauberpopduo Purple Pilgrims zu Gast. Die Schwestern Clementine und Valentine Nixon lassen mit sacht klingelnden Gitarren, verschlepptem Schlagzeug und vernebelten Synthesizern eine rätselhafte Welt entstehen. Für eine kurze Weile jedenfalls kann man darin träumen, sich verlieren oder aber auf große Reise gehen. Lohnt allemal (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).

Eine ganz eigene Welt erschafft auch die japanische, zuweilen in Berlin lebende Pia­nistin Satoko Fujii. Romantisch, rockig, Free-Jazz-verdreht und auch schon mal komplett frei aus dem Klang heraus improvisiert, kann sie Stilpuristen hin und wieder vor den Kopf stoßen, bei offenem Ohr allerdings sehr begeistern. Mit der Vibrafonistin Taiko Saito bildet die schwindelerregend produktive Fujii seit Kurzem das Duo futari. Am Mittwoch stellen sie ihre Klänge im A-Trane jetzt dem Berliner Publikum vor (Bleibtreustr. 1, 21 Uhr).