Esther Slevogt
betrachtet das Treiben
auf Berlins Bühnen
:

Wer hätte nicht schon mal den Wunsch gehabt, sei­ne*n Lieb­lings­phi­lo­so­ph*in einmal persönlich ansprechen zu können! Ihn oder sie Dinge zu fragen, die schon immer auf Klarheit im eigenen Denken drängten. Ein Wunsch, der aber meist allein schon an der Tatsache scheiterte, dass der oder die betreffende Phi­lo­so­ph*in längst verstorben war. Ich beispielsweise hätte gerne einmal mit Hannah Arendt zumindest telefoniert. Oder mit Herrn Kant bei Königsberger Klopsen über seinen kategorischen Imperativ räsoniert. Das Performance-Kollektiv Inter­robang hat mit seiner neuen Arbeit nun einen Riesenschritt in Sachen Wunscherfüllung solch fantastischer Sehnsüchte unternommen und eine ­Phi­lo­so­phier­ma­schine entworfen, die am 23. 1. in den Sophiensælen in Betrieb genommen wird. Darin wird es mit Hilfe künstlicher Intelligenz zum ersten Mal möglich sein, mit toten Phi­lo­so­ph*in­nen zu telefonieren, darunter Hannah Arendt (juhu!) und Karl Jaspers (Sophiensæle, ab 23. 1., 19 Uhr. Alle Infos: ww­w.­so­phi­en­sae­le.­de).

Ein anderer Wunsch, der im 30. Jahr des Mauerfalljubiläums verstärkt an die Oberfläche des nur oberflächlich vereinten Deutschland drang, ist eine Neuverhandlung ihrer Prämissen – die auch Geschichte und Erfahrungswerte des ostdeutschen Teils mitdenkt und -lebt. Dies aber wurde von Anfang an von der kolonialistischen Arroganz des Westens unterbunden, mit der er dem Osten als vermeintlicher Sieger der Geschichte gegenübertrat. Mit Hilfe eines alten Bekannten aus dem Blockbusterkino der 80er Jahre rollen Tom Kühnel und Jürgen Kuttner im Deutschen Theater die Sache noch einmal auf – und zwar dem Terminator, der in legendären Filmen von James Cameron als Retter vor den Gefahren der Zukunft in der Gegenwart auftauchte, um die Geschichte zu korrigieren. Dieser von Arnold Schwarzenegger verkörperte Cyborg pflegte Feinde mit dem Spruch „Hasta la Vista, Baby“ aus dem Weg zu räumen. Kühnel und Kuttner haben ihren neuen Theaterabend nun daran angelehnt mit Hasta la Westler, Baby“ überschrieben. (Deutsches Theater, Pre­miere 24. 1., 20 Uhr).

Ein wichtiges Anliegen ist auch die Weiterentwicklung des Verständnisses für den Sachverhalt, das Bühnenbilder mehr als nur Ausstattung und ästhetische Rahmung eines Theaterabends sind, sondern ihnen als szenografische Äußerung ein eigener Rang zukommt. Dies wird am 25. 1. ab 10 Uhr im Rahmen der Tagung „Szenografisches Wissen und das Archiv“ in der Volksbühne verhandelt, die in Kooperation mit der Münchner LMU und der TU Berlin ausgerichtet wird.