meinungsstark
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Geben und Nehmen

„Spenden im Tod geht nicht“, taz vom 9. 1. 20

Bei allen Diskussionen fehlt mir eine Betrachtungsweise, die aus meiner Sicht erhebliches Potential für eine sehr faire und reife Lösung hat: alle Minderjährigen und/oder beschränkt oder gar nicht geschäftsfähigen Personen kommen automatisch als Empfänger für eine Organspende infrage. Ebenso alle, die aus gesundheitlichen oder anderen unveränderbaren Gründen nicht als Spender geeignet sind. Für alle anderen, das heißt alle volljährigen und uneingeschränkt geschäftsfähigen Personen gilt: als Empfänger kommen nur die infrage, die verbindlich ihre Bereitschaft für eine Organspende erklärt haben. Wer einer Spende widersprochen oder sich nicht geäußert hat, bekommt auch im Bedarfsfall kein Spenderorgan. Klingt vielleicht hart, ist aber nur zutiefst gerecht. Während in Sachen Klima heutzutage leider jeder noch ungestraft rumsauen kann, kämen hier Konsequenz und Verantwortung ins Spiel. Der große Aufschrei wäre: „Was, da müssen die Leute ja Verantwortung für sich übernehmen!“ Albrecht Wilckens, Ludwigsburg (Leider hat sich bei der Produktion dieses Leserbriefes am 15. 1. 20 versehentlich ein Fehler eingeschlichen. Wir bitten um Entschuldigung und drucken hier den Leserbrief noch einmal – in der ursprünglich eingesandten Form. Die Redaktion)

Die Physik des Eierkochens

„Nun sag, wie hast du’s mit den Eiern“, taz vom 18. 1. 20

Die Aussage, dass „der weiche, gelbe Kern (Eidotter) eine um 8 Grad Celsius höhere Gerinnungstemperatur (als das Eiweiß) hat“, ist falsch. Nach Werner Gruber, Physiker, früher tätig an der Uni Wien im Institut für Experimentalphysik, der in seinem Buch „Die Genussformel: Kulinarische Physik“ ab Seite 73 die Physik des Eierkochens darlegt, wird das Eidotter bei 65 Grad Celsius, das Eiweiß dagegen erst bei 82 Grad Celsius hart. Wolfgang Schmidt, Stuttgart

„Exitus für Homöopathie-Kreis der Grünen“, taz vom 15. 1. 20

Die Grünen streiten – um wenig

Die Preise für Globuli liegen im Allgemeinen in der Größenordnung der Zuzahlung zu einem Kassenrezept. Die Kosten für die Abrechnung des Rezepts wären wohl höher als die für die Globuli selbst. Roland Benz, Frankfurt a. M.

Überheblichkeit unangebracht

Seit vielen Jahren bin ich als schulmedizinisch basierter Facharzt tätig. Die theoretischen Grundlagen der homöopathischen Therapie sind mir fremd und als naturwissenschaftlich orientierter Mensch nicht nachvollziehbar. Den Streit um die Finanzierung von Homöopathika halte ich dennoch für ein kontraproduktives, unnötig intolerantes Scharmützel. Die zukünftige Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems stellt uns vor riesige Aufgaben. Die wesentliche besteht darin, von einer in erheblichem Ausmaß gewinn- und umsatzgetriebenen zu einer patientenzentrierten („wertebasierten“) Verfasstheit zurückzufinden. Die gängige Praxis verhält sich in vieler Hinsicht keinesfalls „faktenorientiert“ und „wissenschaftsbasiert“. Sie wendet gewaltige Ressourcen für, vorsichtig gesprochen, sehr großzügig indizierte Prozeduren auf – zum Beispiel Gelenkoperationen, Herzkatheter, Röntgendiagnostik. Und sie indiziert Pharmakotherapien, die über einen Placeboeffekt (sic) hinaus auch noch riskant sind (fehlindizierte Antibiotika als Beispiel). Die Überheblichkeit gegenüber der Homöopathie ist aus dieser selbstkritischen Sicht heraus unangebracht. Abgesehen von Glaubensfragen zum Wirkmechanismus ist die Homöopathie im Grundsatz eine Form der Medizin, die sich dem Patienten zuwendet. Ich würde mir wünschen, dass es uns gelingt, unsere Kräfte auf den Kern der zu stemmenden, relevanten Aufgaben zu konzentrieren und uns nicht gegenseitig in unnötigen Scharmützeln aufzureiben. Mächtige Wirtschaftsinteressen und Lobbyeinflüsse stehen dem entgegen. Alleine die Medikamentenumsätze in Deutschland betragen etwa 40 Milliarden Euro im Jahr – etwa 0,5 Promille davon für Homöopathika. Gernot Gast, Heidelberg