Brite am Hörer

Wer rief die Brexit-Hotline Niedersachsens an?

Foto: Telefonprinzfoto: ap

„Kaum noch Anrufe bei Brexit-Hotline“, barmte dpa gestern. Die verwaiste Telefonberatung zum Britenabgang hatte das niedersächsische Europaministerium im März letzten Jahres eingerichtet. Waren die Menschen zwischen Cuxhaven und Göttingen anfangs erpicht gewesen, mit Mitarbeitern eines Callcenters in Oldenburg über den Brexit zu parlieren (März: 423 Anrufe), erlahmte das Interesse der Landbevölkerung bald. Kein Schwein rief mehr an, keine Sau interessierte sich. „Im November gab es gar keinen Anruf, im Dezember einen, im Januar bisher sieben“, empörte sich dpa. Der aktuelle Peak von sieben (!) Telefongesprächen wird offiziell auf das Interesse am baldigen UK-Austrittstermin (31. Januar 2020) zurückgeführt, doch erzählen die Telefonprotokolle (die der Wahrheit als Wachtraum vorliegen) eine andere Geschichte. Es handelte sich jedes Mal um denselben Anrufer, einen jungen Mann mit britischem Akzent, der offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Der geistig etwas simpel gestrickte Anrufer machte Verbindungen zu einem ominösen „Haus Hannover“ geltend und leitete daraus Ansprüche auf Sozialhilfe in Millionenhöhe („Apanage4“) ab. Als man solche Zahlungen ablehnte, bot der Brite dem Land ersatzweise seine Dienste als Maskottchen, Frühstücksdirektor, Galionsfigur, Platzhirsch oder Grüßaugust an, bevor ihn eine weibliche Stimme mit amerikanischen Akzent („Shut the fuck up, Harry!“) aus dem Hintergrund unwirsch unterbrach. In sechs weiteren Anrufen schränkte der Mann seine Honorarforderungen immer weiter ein, bis man schließlich handelseinig wurde. Für eine Portion Grünkohl mit Pinkel (plus Herrengedeck) versprach der gelernte Brite, den drögen Job am Hörer der niedersächsischen Brexit-Hotline zu übernehmen. Ab morgen können Bürger den politisch ahnungslosen „Upper Class Twit of the Year“ unter der Nummer 0511/1209777 erreichen. Vom Brexit hat er noch nie gehört, allerdings gibt er gern Ratschläge für pfiffige Partykostüme („Nazi“) und erklärt geduldig die Regeln seines Lieblingssports „Strip-Billard“.