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: Kuba: Warnung der Zensoren

Schlechte Nachricht aus Kuba: Der Internetauftritt von Periodismo de Barrio (PdB), einem 2015 gegründeten unabhängigen Medium mit Schwerpunkt auf Umweltberichterstattung, war am Wochenende in Kuba gesperrt. Die taz hat einige der Kol­le­g*in­nen von PdB bei den Kuba-Workshops der taz Panter Stiftung 2015, 16 und 17 in Berlin kennenlernen dürfen. Fast alle haben sie an der Facultad de Comunicación in Havanna Journalismus studiert. Elaíne Díaz, die das Medium 2015 ins Leben rief, unterrichtete dort vorher. Alle einte, dass sie guten, kritischen, unabhängigen Journalismus jenseits der Schwarz-Weiß-Malerei der staatlichen Medien einerseits oder der Dissidentenmedien andererseits machen wollten – mit einem extrem hohen Anspruch an journalistische Genauigkeit.

Einige der Reportagen und Investigativgeschichten, die seither bei Periodismo de Barrio erschienen sind, sind preisgekrönt worden. Julio Batistas Recherche „Las aguas muertas del Havana Club“ über die Wasserverschmutzung durch die Herstellung des beliebten kubanischen Rums wurde in Spanien mit dem Premio Rey de España ausgezeichnet. Monica Baró erhielt für eine aufwendige Geschichte über die Bleiverseuchung eines Wohnviertels den lateinamerikaweit bedeutsamen Preis „Gabriel García Marquéz“. Beide waren auch bei uns in Berlin zu Besuch.

Nach mehreren Kurzzeitfestnahmen von Re­por­te­r*in­nen in den letzten Jahren war die Seite in Kuba jetzt plötzlich gesperrt. Es ist nicht die erste. Aber offenbar zunächst „nur“ eine Warnung nervöser Zensoren. Bernd Pickert