Glyphosat im Honig: Gift aus der Wabe

Honig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Dass in ihm Glyphosat nachgewiesen werden kann, zeigt: Das ist nur eine Illusion.

Honigmasse fließt auf einer Treppe

Schluss mit dem romantischen Bild: klebrige, glyphosatverseuchte Masse vor dem Ministerium Foto: Fabian Sommer/dpa

Honig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Wer erkältet ist, rührt sich einen Löffel in den Tee. Die süße, goldfarbene Masse wird als entzündungshemmendes Heilmittel gefeiert. Und es ist ja auch wunderbar, wie die seit Jahrtausenden domestizierten fleißigen Bienen uns außer mit Honig auch mit Pollen, Propolis oder duftendem Wachs versorgen.

Die klebrige Protestaktion am Mittwoch beim Bundeslandwirtschaftsministerium hingegen war ein nötiger Bruch mit einem allzu romantischen Bild. Über vier Tonnen glyphosatverpesteten Honig brachten Im­ke­r*in­nen dorthin und schütteten dem Ministeriumsvertreter Stefan Schulz einen Teil davon vor die Füße. Ihre Wut ist verständlich.

Die Bienen beeinträchtigt das Herbizid zwar nicht direkt. Aber das ­wahrscheinlich krebserregende Un­kraut­ver­nich­tungs­mittel ­Glyphosat kann für Ho­nig­konsument*in­nen zum Problem werden. Den Schaden haben auch die Imke­r*innen: Sie setzen sich seit Jahren für ein grundsätzliches Verbot der ­Giftanwendung bei blühenden ­Pflanzen ein, werden damit aber ­politisch und wirtschaftlich alleingelassen.

Aus den deutschen wie europäischen Ministerien und Parlamenten heißt es, dass Im­ke­r*in­nen besprühte Flächen meiden sollen. Doch selbst eine idealistische Bioimkerin kann nicht kontrollieren, ob die Tiere giftbesprühte Blüten anfliegen – Bienen haben einen Flugradius von mehreren Kilometern. Nicht ohne Grund gilt Stadthonig als sicherer; dort werden keine Pestizide gesprüht.

Außerdem gibt es keinerlei verbindliche Regelung der Kontrolle des Honigs. Niemand kann wissen, wie viel Glyphosat Ho­nig­kon­su­men­t*in­nen zu sich nehmen, zumal die größte Menge des hierzulande verzehrten Honigs aus anderen Ländern importiert wird. Daher sollte Honig systematisch auf giftige Rückstände untersucht oder, noch besser, Glyphosat zügig verboten ­werden.

Die Aktion weist aber noch auf etwas anderes Wichtiges hin: „Unverdorbene, ursprüngliche Natur“ ist heute mehr denn je eine Illusion. Das Gift im Honig steht auch dafür, wie Genuss und Gesundheit bei unserem heutigen Verhältnis zur Natur selbst im Kleinsten mit Entfremdung und Zerstörung zusammenhängen.

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