das portrait
: Esmeralda Rosenbergliest die Zukunft aus Händen

Wahrsagerin auf dem Hamburger Dom: Esmeralda Rosenberg Foto: privat

Als Esmeralda Rosenberg merkte, dass ihr Wahrsager-Wagen gestohlen worden war, war sie schockiert. „Ich dachte, ich habe mich verguckt“, sagt sie. „Ich bin bestimmt vier Mal die Straße hoch und runter gefahren.“ Die Wahrsagerin vom Hamburger Dom hatte ihren Wagen auf einem Parkplatz in Billbrook abgestellt. Als sie Anfang des Jahres dort vorbeifuhr, stand der Wagen nicht mehr da. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei.

„In dem Wagen steckt viel Herzblut“, klagt die Wahrsagerin. Im Winter, Sommer und Frühling steht sie damit auf dem Dom und sagt Besucher*Innen ihre Zukunft voraus. Außen ist ihr Wagen mit Holz vertäfelt, innen glänzen Vorhänge und Sessel in Samtrot und Gold. Nach dem Tod ihrer Mutter, der bekannten Wahrsagerin „Mama Blume“, hatte Rosenberg sogar deren Bett in den Wagen eingebaut. „Das Bett meiner Mutter war so wunderschön“, schwärmt die Wahrsagerin.

Schon seit ungefähr 20 Jahren legt sie Karten, liest aus Händen oder analysiert Personen auf Fotos. Sie ist Wahrsagerin in fünfter Generation. „Ich kann etwas über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sagen“, sagt Rosenberg. „Das ist eine Kunst.“

Als bekannt wurde, dass der Wahrsager-Wagen gestohlen wurde, nahmen viele Menschen Anteil an ihrem Unglück. „Mir haben Leute aus Frankreich, Ungarn, Spanien und Holland geschrieben und mich angerufen“, sagt Rosenberg.

Am Donnerstag meldete sich jemand bei der Polizei. Kurze Zeit später hatte Rosenberg ihren Wagen wieder. Erleichtert stellte die Wahrsagerin fest: „Im Wagen fehlt nichts. Nur die Tür ist beschädigt.“ Auf dem Frühlingsdom will sie ihren Wagen wieder am gewohnten Platz aufstellen und den Menschen ihre Zukunft voraussagen. Sabrina Winter