angeregt
: Tofu-Bratwurst für alle!

Die Hamburger Genoss*innen tun sich mit der Bundes-SPD ja dieser Tage ein wenig schwer: Als Wahlkampfunterstützung lädt die hiesige Partei jedenfalls niemanden ein, vorerst, dafür kommen nächste Woche Frau Schwesig aus Schwerin und Herr Weil aus Hannover zu Besuch. Dabei hat doch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Matthias Miersch, gerade einen richtig guten Vorschlag gemacht – und ein richtig gutes lokales Wahlkampfthema geliefert.

„Die SPD will erreichen, dass diejenigen, die Windräder in ihrer Nachbarschaft akzeptieren und damit den Ausbau der erneuerbaren Energie ermöglichen, belohnt werden“, das hat Miersch der Neuen Osnabrücker Zeitung gesagt, und da, wo die Windräder stehen, also in Schleswig-Holstein, fand man das eine gute Sache. Überhaupt sind die Dinger ja eher so ein Flächenlandding, aber Zumutungen in der eigenen Nachbarschaft: Da kann sich auch die Großstadtbewohnerin hineinversetzen.

Nehmen wir jene Menschen, die nah dran wohnen am Hafen oder auch am Heiligengeistfeld: Warum nicht auch sie dafür „belohnen“ dafür, dass sie den Hafen­geburtstagslärm „akzeptieren“, die gute Luft bei den „Cruise Days“ oder zwölf Wochen Dom-Rummel im Jahr – und damit ja nicht zuletzt einen starken Tourismus-Standort „ermöglichen“?

Sicher, da sind noch ein paar Fragen zu klären: Bedürftigkeitsprüfung oder keine? Muss also jemand vom Amt ins Haus kommen, die reale Belastung messen? Reicht nicht doch die richtige Meldeadresse? Und was, wenn eine*r schon nicht mehr so gut hört – gibt’s dann weniger Belohnung? Und worin bestünde die – Umsatzbeteiligung? Getränke- oder, je nachdem, Tofu-Bratwurst-Gutscheine für die Hafenrandfressmeile? Achterbahnrabatt für Anwohner*innen?

Schwerer wiegt eine andere Frage: „Ist denn nicht schon belohnt, wer nahe am Hafen wohnt?“ Gestellt wird sie in all den Quartieren, in die sich kaum mal ein lärmendes Event verirrt. So lange in Hamburg Wahlen aber nicht im Karolinenviertel gewonnen werden, sondern in Wandsbek und Harburg; also da, wo viele Menschen wohnen, nicht da, wo sie feiern: So lange müssen die wenigen eben aushalten, woran die vielen sich nicht stoßen. Alexander Diehl