Ein veganer Neujahrsvorsatz: Mach dich locker, Schweinehund

Auf einmal vegan leben, auf einmal vieles weglassen, das erscheint vielen als zu große Hürde. Aber einen Monat lang? Das schaffen Sie auch.

Aus einer Flasche, auf der Champagner steht, wird selbiger in Gläser gegossen

Für jede Woche vegan leben gibt es eine Flasche Champagner als Belohnung. Deal? Foto: Tristan Gassert / unsplash.com

Neues Jahr, neues Ich, nehmen viele sich zu Silvester vor. Ach, wenn es doch so einfach wäre. Neujahrsvorsätzen bleiben die meisten ungefähr so lange treu wie Leonardo DiCaprio seinen Modelfreundinnen.

Dabei erhöht sich die Erfolgsquote gleich mal ein wenig, wenn man mit der Unterstützung des eigenen Umfelds rechnen kann – oder der einer Gruppe Gleichgesinnter. In diesem Sinne kann ich die Ve­ga­nua­ry-Initiative empfehlen. 2020 kommt sie zum ersten Mal nach Deutschland, und ich freue mich sehr, dass ich als Botschafterin dabei sein darf.

Der Veganuary-Ansatz ist klug: Versuch’s doch einfach mal einen Monat lang vegan – den Januar. Das erscheint vielen leichter greifbar, als von vornherein eine Komplett­umstellung für immer und ewig zu planen. Genau auf diesem „Lass locker angehen“ basiert auch meine in einer früheren Kolumne ausführlicher dargelegte AVAP-Philosophie. Das steht für as vegan as possible.

Das heißt jetzt nicht, dass man sich ein bisschen Petersilie aufs Steak knallt und sagt: Voilà, so vegan wie möglich. Aber es bedeutet, dass man sich nicht gleich als Verlierer fühlen muss, wenn man nach ein paar Wochen vegan bei Tante Ursulas 70. Geburtstag ein Stück ihres selbst gebackenen Käsekuchens isst. Oder wenn man im Urlaub am Meer mal Paella nascht. Denn wem würde es helfen, wenn man wegen einer gelegentlichen Ausnahme gleich die gesamte Vision und Mission über Bord wirft? Eben!

Inspiration für AVAP war auch ein langes Gespräch mit meinem Freund Evian Gordon, einem der Mitbegründer der Integrativen Neurowissenschaften. Gordon erforscht seit mehr als 30 Jahren das menschliche Gehirn, hat über 300 begutachtete wissenschaftliche Arbeiten dazu veröffentlicht und ist Hüter der weltgrößten – es klingt ein wenig gruselig, ist aber total seriös – Gehirndatenbank.

Unser Autor stand schon als Kind auf Skiern, heute verspürt er wegen des Klimawandels vor allem eines: Skischam. Für die taz am wochenende vom 15. Februar nimmt er Abschied von der Piste und fährt ein letztes Mal. Außerdem: Wer gewinnt die Bürgerschaftswahlen in Hamburg? Auf Wahlkampftour mit den Kandidaten der Grünen und der SPD. Und: Waffel kann auch Döner sein, Obstdöner. Über das heilendste Gericht der Welt. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Seine Expertise lautet kurz gefasst: Für unser Gehirn ist Misserfolg ungefähr so angenehm wie Greta Thunberg auf dem Cover des Time Magazine für Donald Trump. Und wenn wir meinen versagt zu haben, geben wir meist lieber komplett auf, als weiterzumachen (und möglicherweise noch mehr Misserfolg zu erfahren).

Nicht unser innerer Schweinehund ist in puncto Neujahrsvorsätze unser stärkster Gegner, sondern unser Gehirn. Und so sehr es Misserfolge hasst, so sehr liebt es Belohnungen, die erhöhen die nachhaltigen Erfolgschancen von Neujahrsvorsätzen ungemein! Ich empfehle deshalb eine regelmäßige Dosis von veganer Schokolade und Schaumwein. Prosit 2020!

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