Mangelhafte Umweltpolitik: Rauchzeichen aus der Zukunft

Die australischen Feuerstürme sollten uns warnen. Die Maßnahmen, die für 2020 angekündigt wurden, bleiben aus oder werden verschoben.

Flammen färben den Himmel bei einem Buschfeuer in der Nähe vonin Nowa Nowa, East Gippsland,

Warnung vom anderen Ende der Welt: Buschbrände in Australien Foto: dpa

Die Horrorbilder aus dem flammenden Inferno Australiens erzeugen Angst: Nicht nur, weil Menschen und Tiere sterben und auch eine moderne Industriegesellschaft machtlos ist gegen die Naturgewalt. Sondern auch, weil wir ahnen, dass diese Brände am Beginn der zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts mehr mit uns zu tun haben, als uns lieb ist. Sie zeigen, wohin es führt, wenn wir drängende Umweltprobleme auf die lange Bank schieben.

Die Natur schlägt nicht zurück. Sie hat keinen Schlachtplan, sie nimmt keine Rache. Sie reagiert auf physikalische Bedingungen. Je heißer und trockener es ist, je stärker die Winde werden und je feueranfälliger die Wälder, desto verheerender werden die Buschbrände. Das haben wir in den letzten Monaten bei den Feuerstürmen in Kalifornien, am Amazonas, in Sibirien und auch in Brandenburg erlebt. Schon macht das Wort vom „Pyrozän“ die Runde, dem „Zeitalter des Feuers“.

Aber dieses Zeitalter kommt nicht über uns, als seien wir machtlos. Wir beschwören es durch unsere Verbrennung von Kohle, Öl und Gas selbst herauf. Waldbrände lassen sich nicht vermeiden. Aber wir können verhindern, dass sie zur Katastrophe werden. Wenn wir Regeln durchsetzen, um das nächste Unheil zu vermeiden.

Das nennt man Politik. Und in ebendieser vorsorgenden Umweltpolitik hält uns in Deutschland das Jahr 2020 den Spiegel vor. Das Bild ist nicht schön: In fast allen Bereichen verfehlen Deutschland und die EU ihre eigenen Ziele: beim Klima, dem Artenschutz, der Luft, dem Gewässerschutz. Große Fortschritte, die für 2020 angekündigt wurden, bleiben aus oder werden nach hinten geschoben. Eine Bilanz der gebrochenen Versprechen.

Da sind die Feuer in Australien Rauchzeichen aus der Zukunft. Dort und überall kommt es darauf an, mit klaren Vorgaben das Desaster zu verhindern – und dann diese ernsthaft umzusetzen, auch gegen die Widerstände aus Politik, Lobbygruppen und Industrie. Das nennt man dann Tagespolitik. Das ist umso dringender am Beginn der zwanziger Jahre: Glaubt man der Wissenschaft, entscheidet diese Dekade darüber, ob wir den Klimawandel halbwegs in den Griff bekommen. Aber dafür müssen die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 halbiert werden.

Das ist nicht zu schaffen mit der bisherigen Politik, diese Probleme auszusitzen: hohe Ziele formulieren, dann wenig tun, um sie umzusetzen. Wer die Lösung von „Umweltproblemen“ als Luxus definiert, wie es die Bundesregierungen lange getan haben, steht plötzlich vor brennenden Fragen. Und dann hilft nicht einmal mehr die Feuerwehr.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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