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: Zwanziger bei taz und Spiegel

„Die neuen 20er“ – damit machten am Wochenende wortgleich die taz und der Spiegel auf: Für die AfD vermutlich ein Beleg dafür, dass die Presse und ihre Schlagzeilen zentral von Angela Merkel gelenkt werden, für andere ist es einer dieser naheliegenden Zufälle, wenn ein Thema am Jahresende praktisch dazu einlädt, aufgegriffen zu werden

Die taz fragt in der Unterzeile direkt: „Wie bekämpfen wir den Klimawandel und den Populismus?“ Der Spiegel klingt eher nach einem Sendungstitel von „Anne Will“: „Aufbruch, Umbruch, Crash-Angst: Wie golden wird das kommende Jahrzehnt?“ In der grafischen Umsetzung geht der Punkt – selbstverständlich nach streng objektiven Kriterien – klar an die taz: Sie macht mit einer futuristischen Montage im 1920er-Style auf, der Spiegel bebildert die Titelgeschichte unter anderem mit einer Frau, die wohl Marlene Dietrich darstellen soll, Robert Habeck und einem Flugtaxi. Spiegel wie taz setzen sich, natürlich, mit der Digitalisierung auseinander, wobei die taz da etwas mutiger ist. Sie beschäftigt sich mit Robotersex und Hologrammen im Sport. Was Prognosen angeht, ist der Spiegel forscher. Das Magazin sieht eine Rückkehr zur Inflation und ein weiteres Entvölkern der Provinz. Nun ja, wenn es in der Uckermark und im Westerwald eines Tages flächendeckend Breitband gibt, könnte es auch ganz anders kommen. In beiden Häusern wird auf der montäglichen Redaktionskonferenz ganz sicher diese Frage diskutiert werden: Fängt das neue Jahrzehnt bereits am kommenden 1. Januar an oder erst ein Jahr später? Gunnar Hinck