Das Waxing-Studio aus der Hölle: Ziemlich nackt

Die besten Waxerinnen lassen einen vergessen, wo man gerade ist. Die schlimmsten sind die, die Schlüsse aus der Haupt- auf die Intimfrisur ziehen.

Unterwäsche auf einer Wäscheleine

Die Frisur darunter ist ein Thema für sich Foto: photocase/bit.it

„Und ist es bei dir da unten so wie da oben?“ Ich stand am Empfang eines neuen Waxing-Studios, das ich ausprobieren wollte und bereute es augenblicklich. „Wie bitte?“, fragte ich nach.

Die Frau begleitete mich zu der freien Kabine und wiederholte ihre Frage. Diesmal zeigte sie aber abwechselnd auf meine Zöpfe und gestikulierte in Richtung Bikinizone. Ich schaute sie ungläubig an. Dachte diese Frau wirklich, dass ich …

Ich stammelte irgendwas und lachte nervös, aber brachte wirklich kein richtiges Wort über die Lippen. Ich war schon sprachlos, bevor die Prozedur begann, bei der mir sowieso oft die Spucke wegbleibt.

Sie verließ die Kabine, damit ich mich ausziehen konnte. Erst wollte ich direkt wieder gehen, aber ich hatte keine Zeit mehr, einen neuen Termin in meinem alten Studio zu machen. Und ehrlich gesagt wollte ich unbedingt ihr Gesicht sehen, wenn sie herausfindet, dass ich keine 60 Zentimeter langen Rastazöpfe in meiner Unterhose trage.

Eine ziemlich nackte Angelegenheit

Das muss ein „Scherz“ sein, dachte ich mir. Das kann sie unmöglich wirklich und aufrichtig denken. Ich zog mich aus und legte mich auf die Bank. Waxing ist, wie man sich denken kann, eine ziemlich nackte Angelegenheit. Man ist nicht nur nackt, man fühlt sich auch so.

Die besten Waxerinnen sind die, bei denen man komplett vergisst, dass man da entblößt mit einer wildfremden Person über Mieten und Schienenersatzverkehr spricht. Die nicht ganz so guten sind die, die zu heißes Wax nutzen und nur über abwertende Blicke kommunizieren.

Die allerschlimmsten sind aber zweifelsohne die, die über Gemeinsamkeiten zwischen Intim- und Hauptfrisur sprechen wollen und ganz ernsthaft davon ausgehen, dass zwischen den Beinen Schwarzer Frauen Beyoncé-ähnliche Goddess-Braids schwingen.

Unerwartete Parallelen

Als ob sie alle Zweifel aus dem Weg räumen wollte, dass es wirklich kein Scherz war, erzählte sie mir, dass es gut sei, dass es da unten nicht wie da oben aussehe, weil sie dann schneller fertig wäre. Ich unterbrach sie: „Hast du wirklich gedacht, dass ich unten lange Zöpfe habe?“ Sie schaute mich an und wippte mit dem Kopf hin und her und sagte das längste „Na ja“, das ich jemals gehört habe.

Ich wartete, bis sie die schmerzhaftesten Stellen gewaxt hatte, bevor ich sie fragte, ob das denn ihre Naturhaarfarbe sei. Sie verneinte. Ich hatte ihren Ansatz gesehen und es eh geahnt, wollte aber gleichzeitig eine Frau mit Migrationshintergrund, die so alt ist wie meine Mutter, nicht shaden. Respektiere auch deine problematischen Elders.

„Bei dir da unten ist es ja genauso wenig platinblond mit Ansatz, wie es bei mir geflochten mit Perlen ist.“ Sie nickte und sagte: „Ja, ich hatte noch nie eine Schwarze Frau. Deshalb habe ich gefragt.“

Dating und Waxing sind sich offenbar viel ähnlicher, als ich dachte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Journalistin, Speakerin und freie Kreative. Kolumne: "Bei aller Liebe". Foto: Pako Quijada

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.