heute in hamburg
: „Immer neue Orte kommen hinzu“

Die Bewerbungsfrist für Bands und GastgeberInnen, die bei 48 Stunden Wilhelmsburg vom 12. bis 14. Juni 2020 teilnehmen wollen, startet heute. Anmeldeformulare und Teilnahmevoraussetzungen unter: www.mvde.de/mitmachen48h

Interview Juliane Preiß

taz: Angenommen ich wohne in einer winzigen Zweiraumwohnung auf der Elbinsel. Kann ich mich als Konzert-Gastgeberin für 48 Stunden Wilhelmsburg bewerben?

Kai Sieverding: Sicher! Wir hatten schon Konzerte in Wohnzimmern, auf Balkonen und in Gärten. Wir freuen uns immer, wenn Nachbarn bereit sind ihre Türen für Musiker und Zuhörer zu öffnen.

Was muss ich tun?

Auf der Internetseite gibt es einen Link, dort muss man ein paar Angaben machen. Wie groß ist der Raum, wie viele Türen hat er, gibt es eine Toilette? Einfach eine Kurzbeschreibung des Ortes und warum man mitmachen will.

Was war der außergewöhnlichste Ort, den Sie bespielt haben?

Puh, die Liste ist lang. Das Büro des Umweltsenators im zwölften Stock der Umweltbehörde, Gewächshäuser, im vergangenen Jahr hat der Betreiber eines Containerlagers zwei Container für Bands geöffnet. Jeder Besucher hat sicher andere Beispiele, die für sie oder ihn außergewöhnlich sind. Manche Orte sind auch schon verschwunden.

Zum Beispiel?

Das Soulkitchen oder „Die Bessere Hälfte“, die am Vogelhüttendeich halbe belegte Brötchen verkaufte. Dort habe ich 2014 mit meiner Rockband samstagmorgens um 11 Uhr vor dem Laden gespielt, weil es drinnen zu eng war. Menschen, die auf dem Weg zum Markt waren, hielten an, Familien, Leute, die die Nacht durchgemacht hatten. Das war für mich ganz besonders. Insgesamt existieren 27 der 245 Orte, die wir in den zehn Jahren 48 Stunden Wilhelmsburg bespielt haben, nicht mehr. Dafür kommen immer wieder neue.

Foto: privat

Kai Sieverding, 32, arbeitet beim Netzwerk „Musik von den Elbinseln“ in der Projektleitung.

Welche?

Wir legen den Fokus in jedem Jahr auf verschiedene Quartiere. Im kommenden unter anderem Georgswerder und das Bahnhofsviertel/Korallusviertel. Die neuen Orte finden wir gemeinsam mit den Teilnehmern, Aktiven und Menschen aus der Nachbarschaft. Am Ende sind im Programm immer wieder Orte, von denen selbst eingefleischte Elbinsulaner sagen: Mensch, schön hier, hab ich noch nie gesehen.

Wer entscheidet, wer teilnehmen darf?

Die Bewerbungsfrist für Bands und Gastgeber endet am 2. Februar 2020. Dann kommt ein Komitee zusammen, in dem auch Leute aus der Nachbarschaft sitzen. Aus ihren Ideen und Anregungen versucht die Programmkoordination das Programm zu gestalten.