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Spendengeschenke zu Weihnachten

Der Deutsche Spendenrat verzeichnet jährlich eine erhöhte Spendenbereitschaft an Weihnachten. Dabei geben die meisten Menschen lieber Geld für Kinder- und Jugendprojekte als etwa für die Wohnungslosenhilfe. Hilfreich sind auch freiwillige Dienste

Manche Weihnachtswünsche bleiben unerfüllt Foto: Patrick Seeger/dpa

Von Mahé Crüsemann

Bald ist Weihnachten und das heißt: Die Bereitschaft zu spenden steigt enorm, wie der deutsche Spendenrat jedes Jahr aufs neue feststellt. Der Spendenrat erhebt jährlich sehr genaue Daten über das Spendenverhalten der Deutschen. 75,3 Prozent der Spenden gingen danach 2019 an eine humanitäre Hilfe. 20,7 Prozent aller Spenden gehen an die Kinder- und Jugendhilfe, die im Bericht des deutschen Spendenrats auch unter humanitäre Hilfe fällt.

Gibt es eine akute Not oder Katastrophe, dann steigen sowohl die Höhe der Spendenbeträge als auch die Anzahl der Spender*innen meist kurzzeitig an. In der Statistik des Spendenrats lassen sich beispielsweise Ausreißer in der Höhe der Spenden erkennen in den Jahren 2005 (Tsunami-Katastrophe) oder 2015 (Geflüchtete). Bei den Erhebungen des deutschen Spendenrats werden allerdings nur Geldspenden erfasst. Aber auch mit freiwilliger Arbeit kann man helfen – man spendet Zeit.

Die Freiwilligenagentur Bremen vermittelt Freiwillige an Organisationen, die helfende Hände brauchen. Jeder, der freiwillig helfen möchte, kann sich hier beraten oder fortbilden lassen und so die richtige Organisation oder den Verein finden, in dem er oder sie helfen möchte. „Wir schauen, wo das Herz der Menschen schlägt, wo sie sich einbringen wollen und dann versuchen wir, das möglich zu machen“, sagt Lena Blum. Sie ist seit Anfang 2019 Leiterin der Freiwilligenagentur Bremen. Hier werden Freiwillige an sehr viele unterschiedliche Stellen vermittelt. Von Organisationen aus dem Bereich „Migration/Zusammenleben“ über „Leben im Alter“, „Kultur“, „Umwelt/Tierschutz“, „Behinderung/Teilhabe“, „Demokratie/Bürgerrechte“ bis „Kinder/Jugend/Familie“ ist alles dabei.

„Wir versuchen keine Sparte zu bevorzugen“

Lena Blum, Freiwilligenagentur

„Wir versuchen, allen gerecht zu werden und nicht eine Sparte zu bevorzugen“, sagt Blum. Die Arbeit mit ehemals Inhaftierten oder Obdachlosen sei leider nicht so gefragt, sagt sie, obwohl hier viel Hilfe gebraucht würde. „Wir beobachten eine Veränderung in der Art des Engagements“, sagt Blum. „Das Engagement wird kurzfristiger und oft politischer.“ Mit Kindern und Jugendlichen würden nach wie vor viele arbeiten wollen.

Ein Verein, der sich für Kinder und Jugendliche einsetzt ist Trauerland e. V., das Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche in Bremen. Seit 1999 arbeitet der Verein, als deutschlandweit erste Einrichtung seiner Art, nach Vorbild eines amerikanischen Modells. Hier werden Kinder, die einen Trauerfall erlebt haben, betreut und unterstützt. Trauerland arbeitet am Aufbau eines „bundesweiten Netzwerkes mit niederschwelligen Hilfsangeboten und Anlaufstellen für trauernde Kinder und ihre Familien“, wie es auf ihrer Website heißt.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe bietet der gemeinnützige Verein Beratungs- und Betreuungsangebote. Auch mit der Freiwilligenagentur ist Trauerland vernetzt. Freiwillige können den Verein durch Hilfe in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen oder bei Trauergruppen helfen. Trauerland e. V. finanziert sich fast ausschließlich über Spenden. „Die Vorweihnachtszeit ist die Hauptspendenzeit“, sagt Yvonne Ritzmann, Leiterin des Fundraisings von Trauerland. Jeder Spender sei unterschiedlich, sagt sie. „Viele Menschen spenden, weil sie selbst einen Schicksalsschlag erlebt haben und wissen, wie wichtig es ist, Hilfe zu bekommen.“

Trauerland ist seit 2012 Teil eines Netzwerks für Leben, Krankheit, Sterben, Tod, Trauer. In diesem Netzwerk haben sich Einrichtungen zusammengeschlossen, um Kinder und Jugendliche aus Bremen und dem Bremer Umland, die mit Tod, Trauer und Krankheit konfrontiert sind, zu unterstützen. Eine der Einrichtungen, die in diesem Netzwerk sind, ist das Kinderhospiz Löwenherz in Syke. Auch das Kinderhospiz Löwenherz ist auf Spenden angewiesen.

„Balu und Du“ heißt ein Projekt der Bremer Freiwilligenagentur.

Dabei finden jedes Jahr etwa sechzig Kinder in schwierigen Lebenssituationen, die eine weitere Bindungspersonen gut gebrauchen können, Mentorinnen und Mentoren.

Eine der ersten war die heute in Hamburg lebende Schauspielerin Anna-Lena Schwing. „Als überzeugte Balu weiß ich, dass die gemeinsame Zeit mit meinem Mogli für uns beide ein Geschenk ist“, sagt Schwing, die heute noch Kontakt zu dem Mädchen hat, das sie als 17-Jährige betreute.

In dem Programm „Balu und Du“ fördern Menschen im Alter von bis zu 30 Jahren Bremer Grundschulkinder. Einmal in der Woche treffen sie sich und unternehmen gemeinsam etwas. Durch die Freundschaft zu einem Balu entwickeln sie ihre Fähigkeiten weiter.

Wer ein Balu werden möchte, kann sich bei der Bremer Freiwilligenagentur melden.

Mehr Informationen: www.freiwilligen-agentur-bremen.de

Zu Weihnachten kämen auch hier etwas mehr Spenden an als im Rest des Jahres, sagt Nicole Schmidt, Pressesprecherin von Löwenherz. „Manchmal verzichten Firmen auf Weihnachtsgeschenke für ihre Mitarbeiter und spenden stattdessen an uns.“ Sie wollen keine zu offensive Spendenakquise betreiben. „Öffentlichkeitsarbeit ist uns wichtig, aber immer mit Augenmaß“, sagt sie. Über das ganze Jahr unterlägen die Spenden ans Löwenherz-Hospiz keinen großen Schwankungen. Die Weihnachtszeit sei aber natürlich spürbar.

Yvonne Ritzmann von Trauerland bemerkt eine Veränderung in der Spendenbereitschaft allgemein: „Der Trend zum Spenden wird weniger.“ Mit ihrer Beobachtung liegt Yvonne Ritzmann richtig. Auch Max Mälzer, Geschäftsführer des deutschen Spendenrats, stellt fest: „Der Trend der letzten Jahre, dass immer weniger Menschen spenden, bleibt leider ungebrochen.“ Das gesamte Spendenvolumen bliebe nahezu stabil. Weniger Menschen spendeten also jeweils mehr als im Vorjahr.