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Tim Caspar BoehmeFilmredakteur

Roman des Jahres

Isabelle Lehn: „Frühlingserwachen“ (S. Fischer). Eine Überforderung. Für die Leser und wohl auch die Autorin. Wobei die so klug mit Identität spielt und Unbequemes mit so herbem Humor angeht, dass man gern überfordert ist.

Politisches Buch

Lorenzo Marsili, Niccolò Milanese: „Wir heimatlosen Weltbürger“ (Suhrkamp). Europa anders denken, um es zu retten. Eine fällige Analyse, wenn auch mit zum Teil recht eigenwilligen Lösungsan­sätzen.

Zum Verschenken

J. G. Ballard: „Crash“ (Diaphanes). Ein Abgesang auf den motorisierten Individualverkehr? Allemal eine ganz eigene, sperrige Erfahrung von Literatur, der man viele befremdete Leser wünscht. Mit oder ohne Autounfallfetisch.

Zum Angeben

Aristoteles: „Philosophische Schriften“ (Meiner). Muss man wissen, was ein Akzidens ist? Vielleicht nicht, es macht aber auch nicht dümmer. Und die Mühe der Arbeit am Begriff kommt ja langsam aus der Mode.

Auch schön

„Quartett im Bett“ (DVD). Kreuzberg 1968. Die Blödelbarden von Insterburg & Co. treffen auf die Jacob Sisters. Zwischen Kriegsruinen und Märkischem Viertel kommt es zu anarchischen Entladungen in diesem ungebärdigen Film.