Viele Fragen an Holger Friedrich

Debatte um Stasi-Vergangenheit des neuen Berliner-Verlag-Besitzers

Die Debatte über Holger Friedrich als neuem Eigentümer des Berliner Verlags geht weiter. Nach Bekanntwerden seiner Stasi-Mitarbeit will die Berliner Zeitung den Fall journalistisch aufarbeiten. „Wir werden Fakten sammeln, wir wollen die Akten – die Opfer- und die Täterakte – einsehen“, schrieben die Chefredakteure von Berliner Zeitung und Berliner Kurier, Jochen Arntz und Elmar Jehn, in der Ausgabe vom Montag. Auch zu Friedrichs wirtschaftlicher Verbindung zum Rostocker Biotech-Unternehmen Centogene nahm das Blatt Stellung. Der Senat äußerte sich unterdessen distanziert zu Friedrichs Geschäftsideen rund um das Onlineportal berlin.de.

Die Redaktion der Berliner Zeitung werde sich zur Stasi-Mitarbeit ein Bild machen und auch Experten bitten, sich ein Bild zu machen, betonten die beiden Chefredakteure. Eigentümer Friedrich habe zugesichert, sie zu unterstützen. Arntz und Jehn kündigten zudem an, dass sie diesen selbst befragen wollen, warum er nicht schon beim Kauf des Berliner Verlags über seine Stasi-Mitarbeit informiert habe.

„Keine vorschnellen Urteile“

Der Herausgeber der Berliner Zeitung, Michael Maier, äußerte sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Montag) zurückhaltend zur Stasi-Tätigkeit des Verlegers. „Ich finde verstörend, wie weit die Schatten der Vergangenheit in eine Gegenwart reichen, in der Holger Friedrich wahrscheinlich nicht einmal mehr selbst beurteilen kann, was richtig oder falsch war“, sagte Maier. „Man sollte daher vorsichtig sein mit vorschnellen Urteilen.“

Der Berliner Unternehmer Holger Friedrich und seine Frau Silke hatten Mitte September den Berliner Verlag, zu dem unter anderem die Berliner Zeitung und der Berliner Kurier gehören, von der DuMont-Mediengruppe übernommen. Am Freitag wurde bekannt, dass Friedrich in der DDR zeitweise für die Staatssicherheit tätig war. (dpa)