„Schiedsrichter sind kein Freiwild“

Erneut ist es nach einem Gewaltvorfall zu einem SchiedsrichterInnen-Streik gekommen, diesmal in Köln

Zum dritten Mal in kürzester Zeit streikten in Deutschland die SchiedsrichterInnen. Nach den KollegInnen im Saarland und Berlin waren es an diesem Wochenende die Kölner Unparteiischen. Wegen eines Übergriffs auf einen Schiedsrichter in der Kölner Kreisliga D hatte der Schiedsrichter-Ausschuss des Fußball-Kreises Köln im Laufe der Woche einstimmig beschlossen, dass man keine Schiedsrichter zu den Kreisliga-Spielen entsenden wolle. Betroffen waren alle Spiele der Kreisligen A bis D, dies waren insgesamt 76 Partien. Einige Spiele in den Kreisligen B bis D konnten dennoch stattfinden, weil in diesen Klassen auch Betreuer pfeifen dürfen.

Die Kölner SchiedsrichterInnen reagierten auf einen Vorfall vom 3. November. Beim 4:1 von Blau-Weiß Köln V gegen Germania Ossendorf wurde ein Schiedsrichter von Spielern der Gastmannschaft beschimpft und über den Platz gejagt. Der Unparteiische, der im Spiel drei Platzverweise gegen Ossendorf verhängte, erlitt dabei eine offene Wunde und ein Hämatom. Dieser Vorfall habe „das Fass zum Überlaufen“ gebracht, teilten die SchiedsrichterInnen nun mit: „Wir sind fassungslos über diesen gewalttätigen Angriff, der einer Hetzjagd gleichkommt. Wir Schiedsrichter sind kein Freiwild.“ In den Herren-Kreisligen in Köln wurden 2018/19 zehn tätliche Angriffe gegen Schiris und 56 Beleidigungen oder Drohungen gezählt.

Vor allem in den untersten Amateurklassen gilt Gewalt gegen Schiris als Problem. In Berlin hat derweil der Berliner Fußball-Verband (BFV) am Wochenende auf den dortigen Streik vor drei Wochen reagiert und einen Maßnahmenkatalog beschlossen. Demnach sollen ­TäterInnen in schweren Fällen durch das Sportgericht zwingend auf eine schwarze Liste gesetzt werden, das Strafmaß soll erhöht werden. Bei Spielen von aufstiegsberechtigten ­Herrenteams hat der Heimverein bis 15 Minuten vor Spielbeginn mindestens eine Ansprechperson für den Schiedsrichter zu benennen. In der Trainerausbildung und Schiedsrichterausbildung sollen soziale Kompetenzen eine stärkere Rolle spielen, zusätzlich solle eine Regelkundeoffensive gestartet werden.

Ein Runder Tisch wird in Berlin weitere Maßnahmen erarbeiten und im Juni 2020 ein Maßnahmenpaket vorstellen. (asc)