Von Mieten und Renditen

Ärmere BremerInnen sind von Wohnkosten überproportional belastet. Die Gewoba könnte Abhilfe schaffen – doch ihre Mieten sind nicht geringer als die von Privaten

VonLotta Drügemöller

Es ist ein altes Lied: Wer wenig hat, dem bleibt am Ende nix. Die Arbeitnehmerkammer hat nun ausgerechnet, wie wenig Geld den BremerInnen noch übrig bleibt, nachdem die Warmmiete abgezogen ist (die taz berichtete). Das Ergebnis: Für die meisten sind die Wohnkosten zwar leistbar, doch ein Sechstel der Befragten muss über die Hälfte des Haushaltseinkommens für die Warmmiete ausgeben.

Weil arme Menschen proportional von ihren Warmmieten stärker belastet sind, ist dort, wo die Quadratmeterpreise mit über 11,50 Euro am höchsten sind – in Schwachhausen, Horn-Lehe und Mitte – die Mietbelastung trotzdem am niedrigsten: In Mitte zahlen Menschen nur 27 Prozent ihres Haushaltseinkommens. Umgekehrt ist im günstigsten Stadtteil Woltmershausen (ein Quadratmeter kostet durchschnittlich 8,94 Euro) die Belastung mit 39,9 Prozent am höchsten. Bei einem Haushaltsaufkommen zwischen 1.000 und 1.500 Euro fließen durchschnittlich 42,7 Prozent in die Kosten für Wohnen, Strom und Heizung.

In der Diskussion der Ergebnisse mit Abgeordneten der drei Regierungsfraktionen stellte sich vor allem eine Frage: Was kann die Stadt tun, um die Ärmsten zu entlasten? Immer wieder ins Spiel gebracht wurde dabei die Gewoba – mit ihr und neuerdings der Brebau kann das Land als größter Gesellschafter viel Einfluss auf zwei wichtige Wohnungsbaugesellschaften nehmen.

Doch tatsächlich zahlen MieterInnen der Gewoba in ärmeren Stadtteilen wie Gröpelingen längst mehr für den Quadratmeter, als bei der umstrittenen privaten Vonovia – von durchschnittlich 50 Cent Unterschied redet Robert Bücking, wohnungsbaupolitischer Sprecher der Grünen. Auch bremenweit liegt das kommunale Wohnungsbauunternehmen mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 5,93 Euro nicht unter dem Durchschnitt.

Die Gewoba verteidigt diese Preisgestaltung: „Bei uns bekommen die Mieter durchsanierte Wohnungen“, so Prokurist Manfred Corbach. „Eine Wohnung, die noch im Zustand der 60er-Jahre ist, die ist bei Vonovia günstiger, das ist so. Aber da will auch keiner wohnen.“ Auch Bücking lobt den generell guten Zustand der Gewoba-Wohnungen und die Investitionen der Gesellschaft ins Wohnumfeld. „Es geht gar nicht anders, als dass die Mieten dann steigen.“

Genau das sieht Ralf Schumann als baupolitischer Sprecher der Linken anders – schließlich ist die Gewoba ein Unternehmen, das für seine Gesellschafter durchaus beachtliche Gewinne erzielt. Je nach Berechnungsgrundlage beträgt die jährliche Rendite zwischen 6,7 und 18 Prozent.

Schumann, der vor seinem Eintritt in die Bürgerschaft 30 Jahre lang bei der Gewoba gearbeitet hat, findet angesichts dieser Werte, dass die Gewoba zu sehr als klassischer Marktteilnehmer agiere – und zu wenig als kommunal gesteuertes Unternehmen. „Man muss nicht immer alles mitmachen, nur weil es der Markt erlaubt.“

Verloren ist ein Großteil des Geldes für die Allgemeinheit freilich nicht: Als größter Anteilseigner bekommt Bremen drei Viertel der Dividendenzahlungen. Damit werden zum einen die alten Kredite für den Kauf der Gewoba abgezahlt – und mit dem Rest werden baupolitische Maßnahmen finanziert.

Grüne und SPD zeigen sich dennoch eher zögerlich, was eine Umstellung der Gewoba auf ein weniger gewinnorientiertes Unternehmen angeht. Denn im vergleichsweise günstigen Bremen stünden andere Probleme im Vordergrund. Statt die Mieten günstiger zu machen, könne das Problem auch gelöst werden, indem die Menschen mehr Geld zur Verfügung haben, so Bücking.

Bis es wirklich höhere Löhne gibt, sollen die Menschen freilich nicht darben: Anfang 2020 sinkt der Grenzbetrag für Wohngeld; mehr Menschen haben dann das Recht, Wohngeld zu beantragen. Die Verwaltung stellt sich schon jetzt auf eine größere Nachfrage ein und hat die Wohngeldstelle personell vergrößert.