Esther Slevogt
betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
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Das Hotel in einer abgeleenen Gegend irgendwo in Europa hat den bedeutungsreichen Namen „Zum alten Kontinent. Die Inhaberin fährt an einem verregneten Abend auf dem Heimweg einen Jungen an und verletzt ihn schwer. Da er nicht in ein Krankenhaus kann, ohne dass die Schuld Aldas (so heißt die Frau) auffliegen würde, wird er im Dorf medizinisch versorgt und dann im Hotel versteckt. Selbstredend ist es kein Dorf wie alle anderen. Das ist in etwa die Ausgangslage, aus der die belgische Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Anne-Cécile Vandalem ihre düstere Parabel über das Fremdsein Die Anderen entwickelt, die sie an der Schaubühne am 28. November selbst uraufführt (Schaubühne: ab 28.1 1., 20 Uhr).

Eine Einrichtung zur Beherbergung von Gästen ist auch die „Pension Schöller“. Allerdings hält ein gewisser Gutsbesitzer namens Philipp Klapproth sie für eine Klinik für psychisch Kranke – eine sogenannte Irrenanstalt. Dies nämlich hat ihm sein Neffe Alfred erzählt, als der Onkel sich den Besuch in einer solchen Anstalt wünschte – von dem er sich einen Kredit für seine Geschäftsgründung erhofft. Die Verwicklungen nehmen daher bald ihren (komischen) Verlauf. In der Brotfabrik hat die Performerin Bridge Markland das berühmte Lustspiel aus dem Jahr 1890 von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs nun für ihr „In the box“-Format bearbeitet – pension schöller in the box holt es als Ein-Frau-Show mit Popmusik und Puppen in die Gegenwart (Brotfabrik: 29. 11.–1. 12. jeweils 20 Uhr).

In die Abgründe der Verschmelzung von Kunst und Kapitalismus steigt im Ackerstadtpalast mit einigem Aberwitz die Produktion Stacky. The Show. Kapitalistischer Größenwahn“. Mit von der Partie sind Christopher Böhm und Arne Vogelgesang, Zooey Rosa Agro und Katharina Haverich (Ackerstadtpalast: „Stacky. The Show“, 29. 11.–1. 12., jeweils 20 Uhr).

In den Kammerspielen des Deutschen Theaters steht am 28. 11. wieder der charmante Rosa-von-Praunheim-Abend Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht auf dem Spielplan. Ein anarchistischer Mix aus schräger Revue und autobiografischer Emanzipationsgeschichte über das bewegte (schwule) Leben des Regisseurs, von ihm selbst mit zwei tollen Schauspielern auf einer rotierenden Showtreppe in Szene gesetzt: Božidar Kocevski und Heiner Bomhard. Ein Anlass der Inszenierung war der 75. Geburtstag von Rosa von Praunheim vor einem Jahr. Nun wird wieder Geburtstag gefeiert: nach der Vorstellung mit Musik, Filmschnipseln und DJ in der Bar (Deutsches Theater: „Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“, 28. 11. 20 Uhr).