Tim Caspar Boehme
hört auf den Sound der Stadt
:

Flüssigmusik. Nun könnte man meinen, Musik müsse irgendwie ja immer fließen, für den Flow und so. Doch vergleiche man einmal etwa die Marschmusik vom alten Schrot und Korn mit dem, was das Quartett The Pitch aus seinen Tönen macht, dann wird der Unterschied zu deren „liquid music“ etwas deutlicher. Boris Baltschun am Harmonium, Koen Nutters am Kontrabass, dazu die Klänge des Vibraphonisten Morten J Olsen und des Klarinettisten Michael Thieke ergeben einen ruhigen Fluss der langen Dauern. Mit den Dauern hat es die Band auch im größeren Maßstab recht gut gehalten. Zehn Jahre schon erkundet man diese tönenden Ströme, und da es eine runde Zahl ist, wird dies Jubiläum am Donnerstag im Ausland gefeiert. Einmal ergänzt um die für stoisch-konzentriertes Spiel ebenfalls zu habende Gitarristin Julia Reidy, und danach noch erweitert zum Oktett mit zwei Bratschen und zwei Celli (Lychener Str. 60, 21 Uhr).

Lange, aber in der Wirkung meist weniger ruhige Töne nutzt auch das Trio Boris aus Japan. Über der gefühlten Allgegenwart von geistesverwandten Kollegen wie Sunn O))) oder Earth (Letztere spielen sogar diese Woche in Berlin) drohten Boris zu Unrecht fast in Vergessenheit zu geraten. Jetzt sind sie wieder da, haben auch ein neues Album mitgebracht und stellen die Ergebnisse am Dienstag im Bi Nuu vor. Zähflüssiger Stoner Rock und alles, was mit Drone zu tun hat, stehen zu erwarten, wie ein matt glimmender Lavastrom (U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, 21,50 €).

Irgendwie hört es diese Woche mit dem nassen Element gar nicht auf. Denn ebenfalls am Dienstag geben sich auch die Briten von Hot Chip die Ehre, in der Columbiahalle. Musikalisch geht es bei ihnen zwar ganz anders zu, elektronisch, irgendwo zwischen Pop und Clubmusik, doch immerhin heißt ihr jüngstes Album aus diesem Jahr „A Bath Full of Ecstasy“, so mit Schaum und allem. Und das passt zu ihren perlenden Synthesizern tatsächlich ganz phantastisch (Columbiadamm 13–21, 20 Uhr, 39,15 €).

Um dann doch einmal etwas vom Thema abzulenken: Die alten Kämpen um Joe Bowie & Defunkt gibt es immer noch. Eine der Errungenschaften der achtziger Jahre, die vielleicht noch nicht totgespielt und seinerzeit eben wirklich ziemlich heiß war, Punk Funk, wie man dazu sagte, gibt es jetzt noch einmal oder erneut zu bestaunen. Und damit die Auswahl umso schwerer fällt, ist die Sache gleichfalls am Dienstag, und zwar im Kesselhaus der Kulturfabrik. Da wird dann, um bei den Kalauern zu bleiben, sehr, sehr kräftig eingeheizt werden (Knaackstraße 97, 20, 26 €).