Galerie Neu
: Die Performance der Straße

Installationsansicht: Klara Lidén, „Berlin Fall“, Galerie Neu, Berlin, 2019 Foto: Stefan Korte

Jemand läuft zügig über die Straße und fällt. Schnell rappelt die Person sich auf. Ihre Schritte nehmen Fahrt auf. Doch plötzlich knickt das Knie wieder ein. Bestimmt ein Dutzend Mal widerfährt Klara Lidén dieses Ungeschick, mitten in Manhattan, auf der Wallstreet. Doch ihre Verrenkungen gewinnen an Stärke, das Malheur wird zum Akt. Und während man der Künstlerin in dieser einzigen Kamerafahrt folgt, durchfahren einen selbst ganz unterschiedliche Gefühle. Ist das Belustigung, Mitleid, Bestärkung? Diese in ihrer Einfachheit schon meditative Videoarbeit hat Klara Lidén lebensgroß in die Räume der Galerie Neu projiziert. Damit landet die Straße im White Cube – und mit ihr eine uralte Lebensübung: hinfallen und wieder aufstehen. Dass bei dieser ständigen Probe auch der Blick auf das Einfache fällt, zeigen eine Reihe exzentrischer Leuchten. Ihre Lampenschirme sind Kartons oder Absperrungen von der Straße, lädiert und dreckig. Lidén veredelte sie zu einem minimalistischen Mobiliar und holt damit erneut das Draußen nach innen. (soj)

Bis 21.12., Di- Sa 11-18Uhr, Linienstr. 119