heute in hamburg
: „Wir benötigen einen Systemwandel“

Vortrag und Diskussion „System Change not Climate Change“ mit Ende Gelände Hamburg: 18 Uhr, T-Stube Pferdestall, Allende-Platz 1

Interview Katharina Gebauer

taz: Lotte T., was hat der Kapitalismus mit dem Klimawandel zu tun?

Lotte T.: Im Kapitalismus gilt nur das Profitinteresse. Immer mehr, immer weiter konsumieren und niemals stoppen. Ich muss mir unbedingt diesen Rucksack kaufen, weil mir suggeriert wird, dass ich ihn brauche oder weil er gerade im Trend ist. Diese ganze Produktionskette ist abhängig von fossiler Energie, also Kohle, Öl und Gas. Während dieses Vorgangs wird CO2 in die Atmosphäre abgegeben, das schlecht für unser Klima ist.

Können die Klimaziele in einer kapitalistischen Gesellschaft erreicht werden?

Ich denke nein. Ein Nullwachstum funktioniert nicht innerhalb des Kapitalismus. Deshalb benötigen wir einen Systemwandel, sonst verfehlen wir unser 1,5-Grad-Ziel aus dem Übereinkommen von Paris.

Das heißt also: Weg mit dem Kapitalismus. Was dann?

Derzeit besitzen einige wenige, nämlich die Inhaber der Privatunternehmen, das ganze Geld. Sie machen den ganzen Profit mit ihren Firmen, die man vergesellschaftlichen sollte. Nicht verstaatlichen, denn der Staat ist auch hierarchisch aufgebaut. In der Hand der Gesellschaft selbst würde nur nach Bedarf produziert, genau das, was wir auch brauchen. Dann bekäme etwa jeder Haushalt nur eine Waschmaschine und danach gäbe es keine Nachfrage mehr. Das heißt dann auch: kein Angebot mehr.

Wie geht das – im System gegen das System?

Foto: privat

Lotte T.ist bei Ende Gelände Hamburg aktiv.

Es ist ein Widerspruch, in dem wir leben: Wir können uns dem System nicht entziehen. Ende Gelände versucht durch zivilen Ungehorsam Menschen zu erreichen. Wir blockieren etwa Unternehmen friedlich mit unseren eigenen Körpern, um die Regierung zu einem Wandel zu bewegen.

Aber bei uns ist es doch noch nicht so schlimm …

Genau da beginnt die Klimaungerechtigkeit: Unser Lebensstil löst den Klimawandel zum größten Teil aus, wir leiden aber selbst nicht darunter. Das passiert global, etwa in Agrarindustrie. Wir wollen keine Pestizidbelastung hier, für eine hohe Ernte sollen die anderen Länder das aber bitte einsetzen. Aber auch in Deutschland haben die Oberschichten meist das große Haus und das große Auto, verursachen also mehr Schaden.