Kammerrebellen im Abseits

Bei der Wahl zum Plenum der Hamburger Handelskammer bleiben Kandidaten des Anti-Establishments außen vor

Von Gernot Knödler

Bald drei Jahre ist es her, dass die altehrwürdige Handelskammer Hamburg kräftig durchgeschüttelt wurde. Das Bündnis „Die Kammer sind wir!“ errang bei den Kammerwahlen eine überragende Mehrheit und kegelte reihenweise Vertreter des Establishments aus dem Plenum. Ende Januar bis Anfang Februar steht die nächste Wahl an. Jetzt droht den Vertretern des Wir-Bündnisses, dass sie womöglich gar nicht kandidieren dürfen.

Der Wahlausschuss teilte mit, er sehe bei einigen Kandidaturen „noch die Erforderlichkeit einer weiteren Sachverhaltsermittlung“. Wie die Kammer bestätigt, betrifft das sämtliche Kandidaten des Wir-Bündnisses. Der Wahlausschuss werfe dem Bündnis vor, es habe blanko Unterstützerunterschriften für seine Wahlvorschläge angefordert, sagt Bündnis-Sprecher Kai Elmendorf. Das heißt, die Vorschläge wären unterzeichnet worden, ohne dass klar gewesen wäre, welchem Kandidaten sie galten.

„Aus unserer Sicht ist gar nichts schief gelaufen“, sagt Elmendorf. Allenfalls hätten bei den Kandidaten vielleicht ergänzende Angaben wie Adressen gefehlt. „Jeder Unterstützer wusste, wen er unterstützt“, sagt er. Der Kammer wirft Elmendorf vor, nicht rechtzeitig vor der Sitzung des Wahlausschusses auf die angeblichen Mängel hingewiesen zu haben. So habe sie in Kauf genommen, eine Gruppe en bloc zu sperren. Damit mache sie die Wahl anfechtbar.

Letztlich habe die Kammer auf diese Art kein fehlersicheres Verfahren angewandt. Elmendorf verlangt, die Wahl müsse verschoben werden. „Wir sehen uns benachteiligt, weil wir mit unserem Wahlkampf erst drei Wochen später starten können“, sagt der Kammerrebell.

Am 9. Dezember tagt der Wahlausschuss zum nächsten Mal. Dann soll auch das Ergebnis der Listenprüfung verkündet werden. Laut Wahlordnung müssen Kandidaten mit Namen, Geburtsdatum, Funktion, ihrem Unternehmen und dessen Adresse versehen sein.