heute in bremen
: „Mit Kindern, statt nur für sie arbeiten“

Foto: privat

Kathrin Moosdorf,38, ist Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes in Bremen.

Interview David Siegmund-Schultze

taz: Frau Moosdorf, heute wird der Platz der Kinderrechte eingeweiht. Was wird die Besucher*innen erwarten?

Kathrin Moosdorf: Die Einweihung ist der Höhepunkt eines langen Projekts. Kindergarten- und Schulkinder werden zusammen einen Leuchtturm enthüllen, an dem Schautafeln den Kindern ihre Rechte näherbringen.

Wer ist die hauptsächliche Zielgruppe des Parks: die Kinder oder ihre Eltern?

Unser Anliegen ist es, alle anzusprechen. Sowohl die Kinder als auch die Eltern können noch vieles lernen. Dies betrifft im Übrigen nicht nur Eltern und Kinder, die Umsetzung der Kinderrechte ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Welche Kinderrechte sind aus Ihrer Sicht noch zu wenig präsent?

Unser Grundmotto ist, dass Kinder geschützt, gefördert und beteiligt werden müssen. Den Aspekt der Beteiligung möchte ich dabei besonders betonen. Kindern muss zugehört werden und ihre Meinungen und Sorgen müssen ernst genommen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass in den Kindergärten, Schulen und Familien eine Kultur der Einbeziehung gelebt wird.

In Bremen ist fast jedes dritte Kind von Armut betroffen. Welche Auswirkungen hat das auf ihre Rechte?

Eröffnung des Platzes der Kinderrechte im Bürgerpark zwischen Hollerallee und Marcusbrunnen, 11 Uhr

Aus unserer Sicht ist Kinderarmut ein großes Problem, weil sie einen großen Einfluss auf die Chancen von Kindern hat, ihren gewünschten Platz in dieser Gesellschaft zu finden. Kinder aus finanzschwachen Haushalten sind mit großen Nachteilen im Hinblick auf Freizeitangebote, aber insbesondere im Bildungssektor konfrontiert.

Wie versucht der Kinderschutzbund, etwas gegen diese Missstände zu tun?

Unsere Arbeit verfolgt mehrere Schienen. Erstens versuchen wir, die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Kinderrechte zu stärken und damit gesellschaftliche Diskussionen anzuschieben. Zweitens bieten wir konkrete Hilfsangebote für Betroffene an, um etwa den Schutz vor Gewalt zu verbessern. Drittens sind wir in der Gewaltprävention tätig, indem wir mit Workshops an die Schulen gehen und Elternkurse veranstalten. Die Eröffnung des Platzes der Kinderrechte ist dabei der Höhepunkt unserer Arbeit in diesem Jahr, die wir im nächsten Jahr konsequent weiterführen möchten. Dafür wollen wir in den einzelnen Stadtteilen Skulpturen der Kinderrechte installieren, für die Kinder und Künstler zusammenarbeiten werden. Im Mittelpunkt dieses Projektes steht, dass mit Kindern, anstatt nur für sie gearbeitet werden soll.