Esther Slevogt
betrachtet das Treiben
auf Berlins Bühnen
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Die Stimmung ist ausgezeichnet, und die Welt geht den Bach herunter.“ So moderiert der Theaterdiscounter sein 5. Monologfestival an und ruft „ALARMSTUFE ROT für unsere Welt“ aus. In zehn prominent besetzten Premieren und einem Rahmenprogramm wird ab 14. 11. in den aktuellen Sound der Krisensirenen eingestimmt. Mit von der Partie ist unter anderem das Kollektiv Internil, das Performances zu Nazis und Dschihadisten entwickelt hat: mit aus den Abgründen des Netzes gefischtem original Bild- und Tonmaterial. Nun zieht Chefermittler Arne V. in einer Performance Bilanz über fünf Jahre Arbeit: „Es ist nie zu spät!“ (15. & 22. 11., jeweils 21.30 Uhr)

Schorsch Kamerun gibt sich unter der Überschrift „Vom Handaufhalten in der Dunkelzeit“ mit einer Musikperformance die Ehre (16. 11., 21.30 Uhr). Das Zentrum für politische Schönheit, kurz ZpS, präsentiert in einer Lecture-Performance Anleitungen zum Aktivismus: „Wer jagt, hat recht!“ (14. & 20. 11., 20.15 Uhr, Theaterdiscounter, Monologfestival, ab 14. 11. das gesamte Programm unter: www.theaterdiscounter.de).

Wie krass totalitäre Ideologien wie die Religion Seelen und Menschen deformieren und Gewaltverhältnisse bis tief hinein in Familien etablieren kann, davon sprechen 36 Bilder eines ungewöhnlichen Künstlerbuchs, das Lea Draeger, Schauspielerin am Gorki-Theater, gezeichnet hat. Der Bilderzyklus „Die Heiliginnen“ ist aktuell im Rahmen des Herbstsalons im Palais am Festungsgraben zu sehen. In einer Lesung stellt sie am 15. 11. ihre dazugehörigen Texte aus dem finsteren Kosmos des Katholizismus vor (Gorki-Theater im Palais am Festungsgraben: „Die Heiliginnen“, 15. 11., 19 Uhr).

„Die Hand ist ein einsamer Jäger“, besonders die tastende übergriffige Hand des Mannes. Davon handelt das Schauspiel der jungen Dramatikerin Katja Brunner, das aktuell – von Pinar Karabulut inszeniert – in der Volksbühne zu sehen ist. Es kommt unter anderem ein Chor der Bulimikerinnen vor. Dazu Frauen, die in rotem Dämmerlicht und vom Kostümbild teilweise mit rot leuchtenden Vulven ausgestattet von Zumutungen und Zurichtungen multibler Chauvinismen reden, schreien und singen (Volksbühne: „Die Hand ist ein einsamer Jäger“, 17.–19. 11., jeweils 20 Uhr).

„Bilderlust“: Das Deutsche Theater hat dem großen Bühnen- und Kostümbildner Volker Pfüller zum 80. Geburtstag eine Veranstaltung gewidmet, dessen radikal expressive Bühnenbilder unter anderem für Inszenierungen von Alexander Lang die Abgründe der Macht und der Geschichte in Bilderfindungen mit Ewigkeitswert goss (Deutsches Thea­ter: „Bilderlust“ 18. 11.,19.30 Uhr).