Fiat und Peugeot prüfen Zusammenschluss: Neuer Anlauf für Megafusion

Fiat Chrysler sucht wegen hoher Investitionen schon lange einen Partner. Nun kommt es in der kriselnden Autobranche womöglich zur Hochzeit.

An einem Gebäude steht in großen Lettern "Fiat".

Blick auf den Fiat-Schiftzug am „Lingotto“, der Firmenzentrale von Fiat Foto: dpa

BERLIN taz | Gemunkel gab es schon lange. Nun ist es offiziell: Der italienisch-amerikanische Automobilhersteller Fiat Chrysler (FCA) hat Gespräche mit dem französischem Opel-Mutterkonzern Peugeot (PSA) über einen möglichen Zusammenschluss bestätigt. Ziel der Verhandlungen sei es, „eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen“, schrieb FCA in einer Mitteilung. Eine gleichlautende Erklärung gab es von PSA. Sollte diese Fusion zustande kommen, würde der viertgrößte Autokonzern der Welt entstehen.

Um die hohen Investitionen zu schultern, die in der nächsten Zeit anstehen, sucht Fiat Chrysler bereits seit geraumer Zeit nach einem Partner. Schärfere Klimaschutzvorgaben und neue Technologietrends wie autonomes Fahren, die beide das Ende des Verbrennungsmotors zur Folge haben werden, zwingen alle großen Autokonzerne zu einem Strukturwandel – dem nach Ansicht vieler Autoexperten tiefsten ihrer Geschichte.

Die Autobranche leidet zugleich unter der Last des Handelsstreits zwischen China und den USA, den beiden größten Automärkten der Welt. Eine Konsolidierung der gesamten Branche wird von den Autoexperten als unvermeidlich gesehen.

Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, sähe einen Zusammenschluss von Peugeot und Fiat Chrysler daher positiv. Die Franzosen könnten so auf dem US-Markt Fuß fassen, weitere Skaleneffekte seien im Einkauf zu erwarten, wenn etwa Fiat-Autos auf Plattformen von Autos des Peugeot-Konzerns stünden.

„Das Beste der Party ist vorbei“

Gewerkschaften stehen einer Fusion hingegen skeptisch gegenüber. Diese dürfe es nur unter Gleichen geben, forderte die italienische Metallarbeitergewerkschaft UILM. Es dürften keine Stellen gestrichen werden. Die IG Metall, die sich vor allem um die Opel-Standorte in Deutschland sorgt, äußerte sich zwar nicht konkret zu den Gesprächen, warnte aber vor zu geringen Investitionen.

Was Peugeot bisher zugesagt hat, reiche zumindest nicht aus, um die Beschäftigung zu sichern, befürchtet IG-Metall-Funktionär Jörg Köhlinger. „Das Beste der Party ist vorbei“, sagte auch Volkswagen-Finanzvorstand Frank Witter am Mittwoch bei der Vorstellung der Quartalszahlen.

Der Wolfsburger Konzern konnte im dritten Quartal seinen operativen Gewinn zwar um zwei Drittel auf 4,5 Milliarden Euro steigern. Doch fürs gesamte Jahr geht Witter lediglich von einer Stagnation aus. Angesichts des anstehenden Strukturwandels in der Autobranche könnte es auch für Volkswagen finanziell eng werden. Um seine Elektroauto-Offensive voranzutreiben, hat der Konzern allein in diesem Jahr fast ein Fünftel mehr in Forschung und Entwicklung investieren müssen.

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