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Von wegen Winterschlaf

Für den Winter müssen auf Balkon und Terrasse einige Vorbereitungen getroffen werden. Dabei gilt: Es muss nicht immer Kahlschlag sein, denn viele Pflanzen dienen mit ihren Samen als Winterfutter für Vögel, andere als Unterschlupf für Insekten

Auch, wenn es nicht den Anschein macht: Balkone und Terrassen sind auch im Winter durchaus lebendig Foto: Karl-Josef Hildenbrandt/dpa

Von Florian Maier

Die Tage werden kürzer, der Urlaub in Balkonien oder auf der Terrasse ist vorbei. Und den Balkon winterfest zu machen, bedeutet nicht nur, den Grill abzudecken, die Sitzkissen ins Trockene zu holen und die Balkontür zu schließen.

Zunächst sollte man sich den Pflanzen widmen. In einigen Fällen müssen sie zurückgeschnitten werden: Bei Schädlingsbefall bleibt oft nichts anderes übrig. Sind die Topfpflanzen gesund, müssen aber nicht alle Pflanzen einen Rückschnitt erhalten. Bilder von Gärten, die kurz vor dem Wintereinbruch massiven Kahlschlag erleiden, sind schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Pflanzen wie Lavendel oder Basilikum sollten jedoch zurückgeschnitten werden, denn sie neigen zu Verholzung. Und gerade der sonst so pflegeleichte Lavendel bedarf hier einer kleinen Sonderbehandlung. Er sollte nicht bis ins mehrjährige, unbeblätterte Holz zurückgeschnitten werden, da er sonst nicht mehr austreibt. Basilikum hingegen sollte als Winterquartier die warme Wohnung beziehen dürfen, bestenfalls sogar an einem Fensterplatz mit viel Licht. Bei der Basilikumernte gilt wie im restlichen Jahr: Immer gleich ganze Triebe abschneiden und nicht einzelne Blätter.

Die meisten anderen Pflanzen benötigen diesen großflächigen Rückschnitt allerdings nicht. Oft erfüllen sie im Winter sogar noch die eine oder andere Aufgabe: Einige dienen mit ihren Samen als Winterfutter für Vögel, andere als Versteck für Insekten. Demnach reicht es, viele Pflanzen erst im nächsten Frühjahr zurückzuschneiden.

Winterharte Pflanzen sollten gut verpackt werden, damit ihre Töpfe nicht gefrieren. Hierzu eignen sich Bambus- oder Kokosmatten sowie Jutesäcke oder Tannenreisig. Auch heruntergefallenes Laub eignet sich prima zum Isolieren. Handarbeiter*innen können sich auch in wärmender Häkelkunst ausleben. Styropor wäre ein gutes Dämmmaterial, der Umwelt zuliebe sollte darauf aber besser verzichtet werden.

Bei allen Pflanzen, gilt auch im Winter: Gießen nicht vergessen. Doch man sollte beachten, danach auch immer die Wasserbehälter zu leeren. Gerade volle Gießkannen neigen dazu, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu platzen.

Nicht nur pflanzliches, auch tierisches Leben überwintert auf dem Balkon. So empfiehlt der Naturschutzbund Nabu, Vögel im Winter zu füttern. Dies erleichtere ihnen nicht nur die Futtersuche, sondern sei zudem ein Naturerlebnis und wichtig für die Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen gerade in Städten.

Meisenknödel und andere Futtermischungen lassen sich zudem sehr einfach selbst herstellen. Man sollte dabei allerdings beachten, dass das Futter möglichst wenige Füllstoffe wie beispielsweise Nussschalen enthält. Dann brauchen die Vögel nicht so viele dieser Füllstoffe auszusortieren, die dann herunterfallen und den eigenen Balkon oder den der Nachbarn verschmutzen. Ohnehin gilt: Immer erst die Nachbar*innen fragen, deren Balkon sich unter der Futterstation befindet, denn auch ohne Füllstoffe fällt eine Menge Futter daneben. Eine Auffangschale unter der Futterstelle kann da ein wenig Abhilfe schaffen. Der Landesbund für Vogelschutz empfiehlt sogar, trotz aller akribischen Vorsichtsmaßnahmen vor dem Anbringen einer Futterstelle mit der Vermieter*in zu sprechen.

Der Landesbund für Vogelschutz empfiehlt, das Anbringen einer Futterstelle mit der Vermieter*in zu besprechen

Ideales Vogelfutter sind beispielsweise Haferflocken, geschälte Sonnenblumenkerne, grob gemahlener Mais, geschrotete Erdnüsse oder gelbe Hirse. Über den Winter lässt sich viel Erfahrung sammeln, welches Futter von den Vögeln der Umgebung bevorzugt wird.

Wer einen Park oder viele Bäume in der Nähe seines Balkons hat, wird dort sicher auch hin und wieder Besuch von Eichhörnchen bekommen. In der Stadt kann das Füttern der Eichhörnchen im Winter durchaus sinnvoll sein, da hier der Bestand an Nussbäumen, Haselnusssträuchern und Buchen für sie oft nicht ausreicht, um genügend Vorräte für die kalte Jahreszeit anzulegen. Bei starkem Bodenfrost kommen die Eichhörnchen außerdem meist nicht mehr an ihre vergrabenen Nüsse. Man sollte die Tiere aber nicht gezielt anlocken, denn sie sind in der Stadt Gefahren wie dem Straßenverkehr oder Katzen ausgesetzt.

Auch das Balkon- oder Terrassenmobiliar sollte im Winter geschützt werden. Im besten Falle sollte es drinnen überwintern. Wenn das nicht möglich ist, sollten die Möbel mit einer wasserdichten Plane abgedeckt werden. Holzmöbel allerdings sollten vor dem Wintereinbruch noch einmal mit Öl eingerieben werden und Sonnenschirme und Markisen trocken sein, bevor sie zusammengefaltet und weggestellt werden, da sonst Schimmelgefahr besteht.

Und: Nicht nur gegen die winterliche Tristesse auf dem Balkon helfen Solarlichterketten, die durchaus auch in der dunklen Jahreszeit Energie tanken können, sondern auch gegen Unfallgefahr für Vögel: Durch die bunten „Hindernisse“ ist die Gefahr gebannt, dass sie versehentlich gegen die Fensterscheibe fliegen.