Mit fast vereinten Kräften

Der „Weser Bildungsverbund Gesundheit und Pflege“ wächst und sieht sich gut gerüstet für die 2020 startende generalistische Pflegeausbildung. Allerdings machen nicht alle dabei mit

In der generalistischen Pflegeausbildung lernen Alten-, Kranken-, und Kinderpfleger zusammen - zum Beispiel, wie man professionell Zähne putzt Foto: Carmen Jaspersen/dpa

VonSimone Schnase

Ab Januar gilt das neue „Pflegeberufegesetz“, das bundesweit das Alten- und Krankenpflegegesetz ablösen wird. Die damit einhergehenden Veränderungen sind massiv, denn dann werden die Ausbildungen in den Bereichen Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege zu einer generalistischen Ausbildung zusammengelegt. Um diese Aufgabe in Bremen besser stemmen zu können, hatte sich Anfang des Jahres der „Weser Bildungsverbund Gesundheit und Pflege“ (WBV) gegründet. Am gestrigen Donnerstag stellte er seine bisherige Arbeit vor.

Zusammengefunden zum WBV hatten sich 21 Einrichtungen, unter anderem die Bremer Heimstiftung, die Stiftungen Friedehorst und Egestorff, die Roland-Klinik, die Freie Christengemeinde, die Paritätischen Pflegedienste Bremen, der ASB Ambulante Pflege und Wohnen, das Erwin-Stauss-Institut, die Mobile Reha Bremen und die Zentrale für private Fürsorge. „Ein erfreulich breites Bündnis“, sagte Alexander Künzel, Seniorvorstand der Bremer Heimstiftung im Januar – und seither ist es weiter gewachsen, auf mittlerweile 36 Einrichtungen. Die Geno und das Klinikum Reinkenheide in Bremerhaven sind genauso mit im Boot wie die Hochschule. „Besonders erfreulich ist, dass sich mit Einrichtungen in Oldenburg und Schwanewede auch Träger aus dem Bremer Umland angeschlossen haben“, sagte Künzel.

Zum Ziel haben alle, die neuen Ausbildungsanforderungen gemeinsam zu erfüllen, sagte der WBV-Vorsitzende Karl Bronke. Dazu gehöre die Koordination der Praxiseinsätze in den Fachbereichen, der Informations- und Erfahrungsaustausch untereinander und: „Wir machen auf Messen und Veranstaltungen gemeinsam Werbung für die Ausbildung in der Pflege.“

Beim Curriculum in den Pflegeschulen und an der Hochschule sei Bremen bereits so weit, dass es Anfang Dezember präsentiert werden könne, sagte Angela Sallermann, Leiterin des Bildungszentrums der Bremer Heimstiftung und stellvertretende WBV-Vorsitzende, die sich bei der Vorbereitung auf die generalistische Ausbildung vor allem um den praktischen Teil der Ausbildung gekümmert hat.

„Damit präsentiert Bremen als erstes Bundesland den neuen Lehrplan.“ Die Schulkapazitäten des WBV umfassen momentan rund 1.200 Ausbildungs- und 40 Studienplätze, „aber wir wollen ab 2020 mindestens zehn Prozent mehr Plätze anbieten können“, sagte Sallermann. Ein erfreulicher Aspekt des Pflegeberufegesetzes sei nämlich, dass die Länder künftig nicht mehr festlegten, wie viele PflegerInnen pro Jahr ausgebildet werden, sondern: „Wir können ausbilden, so viel wir wollen und können, denn finanziert wird das künftig über einen Fonds.“

„Das ist ein kultureller Fortschritt“

Alexander Künzel, Seniorvorstand der Bremer Heimstiftung

Der WBV sieht auch darüber hinaus zuversichtlich auf die neue Ausbildung: Es habe, sagte Künzel, in der Vergangenheit immer eine Konkurrenz unter den unterschiedlichen Trägern und Pflege-Professionen gegeben, aber nun werde von Anfang an gemeinsam gedacht: „Auch der Brückenschlag zur Hochschule und die Planung eines Gesundheits-Campus ist wichtig und toll – das ist ein kultureller Fortschritt.“

Obwohl sich mit dem WBV ein sehr breites und wachsendes Bündnis gebildet hat: Es machen nicht alle mit. So haben die freigemeinnützigen Krankenhäuser, also das Rote-Kreuz-Krankenhaus, das Diako und das St.-Joseph-Stift gemeinsam mit drei Trägern der Altenhilfe ebenfalls ein Bündnis gegründet, das „Bremer Zentrum für Pflegebildung“. Das habe, sagte Bronke, mit Strukturen zu tun, die in der Vergangenheit so gewachsen sein: „Aber wir befinden uns in einem intensiven Austausch und das Miteinander gestaltet sich sehr positiv.“

Weniger positiv: Manche Träger, vor allem aus der ambulanten Pflege, wollen ab 2020 gar nicht ausbilden: „Die wollen sich erst einmal anschauen, wie das woanders läuft – was ich sehr bedauerlich finde“, sagte Bronke.