Heime werden Hotspots

Viele SeniorInnen- und Pflegeheime bieten ihren BewohnerInnen noch immer kein WLAN an. Dabei ist der digitale Kontakt zur Außenwelt gerade für ältere Menschen wichtig

Auch für SeniorInnen immer selbstverständlicher: Spielen und surfen auf Tablet oder Smartphone Foto: Uwe Zucchi / dpa

Von Marco Carini

Facebook, Instagram, Whatsapp – Apps sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Während über 80 Prozent aller Erwachsenen Smartphone, Tablet oder PC täglich nutzen, bleiben viele ältere Menschen aus der digitalen Welt ausgesperrt. Denn Hamburgs SeniorInnen- und Pflegeheime sind auf die netzaffinen Alten kaum vorbereitet – viele von ihnen sind noch immer eine WLAN-freie Zone.

Um das zu ändern, haben SPD und Grüne am Mittwoch einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht, die Internetversorgung in den pflegerischen Rahmenvertrag für stationäre Pflegeeinrichtungen aufzunehmen und zur Pflicht zu machen. Die Einrichtung von hauseigenem WLAN in Heimen soll zudem in Zukunft von den Behörden nicht nur eingefordert, sondern auch praktisch unterstützt werden, etwa wenn es technische oder bauliche Probleme gibt.

„Es ist unglaublich, dass WLAN nicht längst zur Standardausrüstung aller Heime gehört und es dieses Antrags bedarf“, mokiert sich die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver über die rot-grüne Offensive. Denn für die „Silver SurferInnen“, deren Mobilität mitunter schon etwas eingeschränkt ist, ist das Internet eine wichtige Brücke in die Welt und das wichtigste Medium, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben.

Nach einer Erhebung der Hamburger Marketing-Agentur Pflegemarkt.com nutzen rund 57 Prozent aller SeniorInnen das Internet – Tendenz stark steigend. Doch nur 37 Prozent aller SeniorInnen- und Pflegeheime böten ihren BewohnerInnen eine Internet-Nutzung an, nicht selten sogar nur gegen Entgelt.

In Hamburg liegt die Quote nach der Erhebung bei immerhin 56 Prozent und damit um rund 10 Prozent höher als etwa in Niedersachsen. „Ältere Menschen, die schon heute viel mit digitalen Technologien umgehen, wollen auch im hohen Alter nicht darauf verzichten“, heißt es in einer Stellungnahme des Digitalverbands Bitkom. Immer öfter wird der WLAN-Anschluss für ältere Menschen auch ein Kriterium für die Auswahl ihres Heimplatzes.

In dem Antrag der rot-grünen Koalition, der am Mittwoch eine große Mehrheit in der Bürgerschaft fand, heißt es: „Im hohen Alter wird Internetnutzung immer wichtiger. Auch ins Pflegeheim ziehen zunehmend Menschen mit ihrem Smartphone ein.“

Christiane Blömeke, pflegepolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion und eine der Initiatorinnen betont: „Die Nutzung des Internets ist längst keine Frage des Alters mehr. Die Heime müssen sich schleunigst auf den Weg machen, um den steigenden Bedarf der Zukunft zu decken.“

Die Oppositionsparteien sind verblüfft, dass so viele Heime noch nicht am Netz sind. „Wir brauchen die Digitalisierung in den Einrichtungen auch, um den Arbeitsalltag der Arbeitskräfte zu erleichtern“, nennt die FDP-Abgeordnete Jennyfer Dutschke einen weiteren Grund für die Netz-Offensive. Es sei „kaum vorstellbar“, dass die digitale Welt bislang in den Heimalltag nicht eingezogen sei. Kritik von Linken und AfD gab es daran, dass Rot-Grün in seinem Antrag nicht ausdrücklich betont, dass die Internetangebote für die NutzerInnen kostenfrei sein müssen. Der Zugang zum Netz dürfe nicht zu einer „sozialen Spaltung“ der HeimbewohnerInnen führen.