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: Polizei in Griechenland findet 41 Männer in Kühllastwagen

Es soll sich um junge Afghanen handeln, die zum Großteil wohlauf seien. Die Polizisten stoppten den Lkw im Norden Griechenlands, nahe der Grenze zur Türkei

Das Neue

Die Polizei in Griechenland hat 41 Menschen in einem Kühllastwagen entdeckt. Wie die Polizei am Montag mitteilte, soll es sich bei den im Lkw Versteckten vor allem um junge Männer aus Afghanistan handeln. Die meisten von ihnen seien wohlauf, sieben seien mit Atemproblemen in ein Krankenhaus gebracht worden. Die Kühlung des Lastwagens soll nach Medienangaben zu dem Zeitpunkt ausgestellt gewesen sein. Der Lkw-Fahrer, ein Mann aus Georgien, wurde festgenommen.

Die Polizei hatte das Fahrzeug an einer Autobahnabzweigung zwischen Xanthi und Komotini im Norden Griechenlands angehalten. Nach Berichten der lokalen Nachrichtenwebsite xanthinews.gr gab es neben dem Fahrer noch einen zweiten Verdächtigen. Ein Mann türkischer Herkunft hat sich demnach in der Fahrerkabine aufgehalten – er sei entkommen und werde nun von der Polizei gesucht.

Der Kontext

Der Fundort liegt im Norden Griechenlands nur wenige Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Seit der Unterzeichnung des EU-Türkei-Abkommens im Jahr 2016 und verstärkten Marinepatrouillen in der Ägäis ist die Region ein bevorzugter Ort für Schleuser. Der Vorfall fällt in eine Zeit, in der Griechenlands Asylsystem unter starkem Druck steht: Auf den Inseln der Ostägäis harren derzeit fast 35.000 Migranten aus. Das ist die höchste Zahl seit Inkrafttreten des Flüchtlingspaktes im März 2016. Kapazität gibt es nur für rund 7.000 Menschen; die Migranten leben unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Das griechische Parlament hatte noch am vergangenen Freitag mit großer Mehrheit eine Verschärfung des Asylgesetzes verabschiedet. Ziel der konservativen Regierung unter Premier Kyriakos Mitsotakis ist es, die Asylverfahren zu beschleunigen und Antragssteller im Rahmen des Flüchtlingspakts zügiger zurück in die Türkei zu schicken. Mitsotakis hatte zudem erneut an die EU-Mitgliedsstaaten appelliert: „Es kann nicht sein, dass ein Land die Freizügigkeit der EU nutzt und sich gleichzeitig weigert, auch nur die kleinste Migrationslast zu teilen.“ Europäische Solidarität gebe es nicht à la carte.

Die Opposition sowie Hilfs- und humanitäre Organisationen hatten die Verschärfung des Gesetzes im Vorfeld kritisiert: Das Recht von Schutzsuchenden auf eine umfassende Prüfung ihres Asylantrags werde damit ausgehöhlt.

Die Reaktionen

Der Fall traf auf Aufmerksamkeit auch ausländischer Medien – etwa in Großbritannien, wo sich erst vor knapp zwei Wochen eine Tragödie ereignet hatte. In Essex wurden in einem Kühllaster die Leichen von 39 Menschen entdeckt – 31 Männer und 8 Frauen wahrscheinlich vietnamesischer Herkunft. Die Polizei ermittelt in diesem Fall wegen Totschlags in 39 Fällen und Menschenhandels.

Die Konsequenz

Der Fahrer des Lkws wird mit Ermittlungen rechnen müssen. Ob es noch mehr Kontrollen in der Region geben wird, war nicht bekannt.

(dpa, afp)